Montag, 28. Juni 2010

Bloemfontein wird Hollywood

Das Runde muss in‘s Eckige bzw. Tor ist, wenn der Schiedsrichter pfeift.

USA -GHA 1:2 n.V.


Fußball ist eben doch nicht Hollywood, zumindest nicht im amerikanischen Sinn. Das mussten die US-Boys am Samstag spüren. Es war ein Match, das man mit gemischten Gefühlen verfolgte. Auf der einen Seite die Kampfmannschaft der USA, die in der Vorrunde trotz aller Widrigkeiten sich doch ins Achtelfinale kämpfte. Auf der anderen Seite die letzte verbliebene afrikanische Mannschaft, Ghana, die beweisen mussten, dass sie auch aus dem Spiel endlich einmal treffen können. Und dann die große dramatische Wende: Tatsächlich erzielten die Ghanaer zwei Tore aus dem Spiel; und was für welche! Die Amerikaner begnügten sich hingegen mit der bisher ghanaischen Spezialität: dem sicher verwandelten Elfmeter. Das Spiel bescherte uns die erste Verlängerung dieser WM und die Hoffnung darauf, dass es für die Afrighana doch noch zu einem versöhnlichen Ende kommen möge.

Jetzt geht es aber erstmal gegen Uruguay - sicherlich eine schwierige aber lösbare Aufgabe. Schön, dass wir eine dieser beiden Mannschaften im Halbfinale sehen dürfen!


URU - KOR 2:1


Die Urus sind souverän und haben auch gegen die Südkoreaner nichts anbrennen lassen. Sie spielen ohne den ganz großen Glanz, aber dafür mit umso mehr Substanz. Sie haben mit Forlán und Suárez zwei super Torjäger, um die andere Mannschaften ihnen sicherlich neidig sein können. Spielerisch sind sie eine solide Mixtur aus technischer Eleganz und Sicherheit, nur: Bisher wurden sie noch von keiner Mannschaft ernsthaft geprüft. Die Urus könnten sich ins Finale mogeln und dann ist wie immer alles möglich. Aber zuerst warten als mögliche Gegner Holland, Brasilien oder Chile - allesamt Kandidaten, die zum Problem werden können (die Slowakei nehme ich erstmal raus). Irgendwann vor Beginn habe ich angemerkt, dass Uruguay zu dem erlesenen Kreis jener Mannschaften gehört, die schon mal Weltmeister waren, hab sie aber zusammen mit Frankreich als vernachlässigbar eingestuft. Das hat sich als fataler Irrtum erwiesen, den ich aber gerne eingestehe.


GER - ENG 4:1


Eigentlich wollte ich nichts über das nicht gegebene Tor schreiben und dass sich die Wembley-Geschichte damit erledigt hat. Aber irgendwie kommt man nicht drum herum, weil das Spiel schon vorher diesen Klasse-Charakter hatte, wie immer, wenn große Mannschaften aufeinander treffen - man weiß, dass da Großes passieren kann und wird. Auch diesmal war es so. Nach anfänglichem verhaltenen Abtasten erlebten wir eine aufregende Partie, deren Bestandteil eben auch dieses Bloemfontein-Tor war. Endlich hat es der schönste aller südafrikanischen Städtenamen in die Riege der skandal- und sensationsträchtigen Städte geschafft (Gijon, Cordoba, Wembley (OK, hierbei handelt es sich um einen Stadtteil)) und endlich hat die WM den richtig großen Skandal, nachdem es schon so viele kleinere gegeben hat. Leider ist aber auch das ein relativer Skandal, denn dafür war das Ergebnis dann doch zu deutlich. Hätte Deutschland 2:1 gewonnen, ja dann wär das natürlich was anderes gewesen. Freilich, jaja, der Spielverlauf hätte natürlich auch anders ausgesehen, aber das hilft ja am Ende auch nix, wenn man dann noch zwei Tore bekommt und keines schießt. Dafür haben wir dann bei der nächsten WM noch ein paar Schiedsrichter mehr, die Sachen übersehen können und dann gibt's noch mehr Dramatik und Aufreger.

Ich finde es wichtig festzuhalten, dass mit Deutschland in jedem Fall jene Mannschaft im Viertelfinale steht, die insgesamt den besseren Fußball gespielt hat (nicht nur im gestrigen Spiel). Und es steht die interessantere Mannschaft im Viertelfinale, nicht ein Haufen Spieler, die weder in Form, noch gut aufeinander abgestimmt sind und der seine Existenzberechtigung größtenteils mythologisch rechtfertigt und weniger durch guten Fußball.


ARG - MEX 3:1


Weil wir gerade bei Mythos sind: Argentinien ist wieder eine Runde weiter und auch das ist gut so. Auch wenn es hier noch deutlicher war, dass das erste Tor für Argentinien den Spielverlauf komplett verändert hat. Bis zum Abseits-Treffer von Tevez war nämlich Mexiko die bessere und gefährlichere Mannschaft. Wer sich aber von so einem Gegentreffer gleich die Hosen ausziehen lässt und daraufhin einen kapitalen Fehler fabriziert, der zum 0:2 führt, darf sich aber am Ende auch nicht aufregen, dass er ausgeschieden ist. Mexiko hat auch bei dieser WM wieder eine attraktive Vorrunde gespielt und wahrscheinlich machen sie das auch bei der nächsten WM und vielleicht haben sie dann ein bisschen mehr Glück mit der Zulosung im Achtelfinale.

Aber Argentinien hat wieder nicht wirklich überzeugt. Freilich spricht das 3:1 für sich, doch da muss man jetzt fast wieder 2 Tore abziehen. Das erste Tor, weil's Abseits war und das zweite Tor, weil es aus einem dummen Fehler der Mexikaner heraus passiert ist, den man selber nicht echt erzwungen hat.Fairerweise muss man aber auch wieder sagen, dass, stellt man schon solche Milchmädchenrechnungen an, das dritte Tor schon fast wieder doppelt zu zählen ist, weil Tevez hier einer der wenigen echt guten Schüsse bei dieser WM gelungen ist. Ich bin ja auch kein Fan von Jabulani-Bashing, aber wenn man sieht, wie hier Top-Spieler, die bekannt für Schüsse, Flanken oder weite Pässe sind, regelmäßig die einfachsten Sachen versemmeln, dann kann mit dem Ding einfach irgendwas nicht normal sein. Gut, dass es dann wieder Spieler gibt, denen der eine oder andere tolle Schuss gelingt und die damit ein Tor erzielen, ganz ohne Tormannfehler oder Abfälscher.


Mal sehen, wie diese WM zu Ende geht, denn momentan scheint Fußball ein bisschen zu sehr Glückssache zu sein.

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