Freitag, 11. Juni 2010

Vuvuzela

Das Unding der WM steht jetzt schon fest. Die Vuvuzelas werden uns das Leben zur Hölle machen!


„Bitte, was ist das?“ - „Was?“ - „Dieser Lärm, wo kommt der her?“ - „Aso, jaja. Das sind Vuvuzelas“ - „Hä?“ - „Ja so Plastiktröten, die die Südafrikaner blasen, um ihre Mannschaft anzufeuern.“ - „Na servas, das hält ja kein Mensch aus!“ Richtig, das hält wirklich kein Mensch aus. Bereits letztes Jahr, während der Übertragung des Confed-Cups, war der ewige Bienenschwarm im Hintergrund das, was den Fernsehzuschauer (und auch die Spieler am Feld) am meisten aufgeregt hat. Vielleicht ist diese WM die einzige, bei der man sich nicht wünscht, im Stadion mit dabei zu sein - zumindest wenn Südafrika spielt. Leider werden die Plastiktrompeten bei der WM natürlich als Fanartikel verkauft, ihr Gebrauch bleibt also wahrscheinlich nicht auf die Südafrikaner beschränkt.

Uns bleibt nur zu hoffen, dass die Fans der anderen Nationen ähnlich allergisch auf den Sound der Vuvuzelas reagieren wie wir. Was das betrifft, bin ich zuversichtlich, denn es handelt sich hier um kein Geräusch, an das man sich gewöhnen könnte. Es ist ein bisschen mit Baulärm zu vergleichen, an den man sich auch nicht wirklich gewöhnt, egal wie lange auf der Baustelle nebenan schon gelärmt wird. Nur, und da muss man für den Baulärm schon eine Lanze brechen, dass es auf einer Baustelle akustisch spannender zugeht als in einem südafrikanischen Fußballstadion. Auf der Baustelle kracht hie und da was, dann lärmt wieder der Bagger, irgendwo scheppern Rohre, dann klopft und hämmert wieder jemand... Bei den Vuvuzelas gibt es das nicht. Überhaupt: Was ist das für ein eigenartiges Blasinstrument, das nur einen Ton produziert? Und wieso wird das denen, die hineinblasen, nie fad?

Meine Hoffnung stützt sich also auf die guten alten europäischen Fußballfans. Da wird gegrölt und skandiert, geklatscht und mit Bier gespritzt, dass es eine Freude ist. Kein richtiger englischer oder holländischer Fußballfan, auch kein italienischer Tifoso, wird sich mit einer Vuvuzela begnügen. Und vielleicht motiviert der ohrenbetäubende Bienenschwarm die europäischen Fans dazu, noch lauter zu sein als sonst. Auch die Südamerikaner schätze ich so ein, dass die sich nicht vom Klang der Vuvuzelas verzaubern lassen werden. Bei den Asiaten bin ich mir da nicht so sicher. Aber die dürften ohnehin in relativer Unterzahl sein. Was mich zu der Frage bringt, ob man da überhaupt einen einzigen nordkoreanischen Fußballfan sehen wird? Also einen, der auch tatsächlich aus der „Demokratischen Volksrepublik Korea“ kommt? Das werden wir am Dienstag erfahren, da geht es für den Schurkenstaat nämlich gegen Brasilien.

Heute erfahren wir, was der Heimvorteil den Südafrikanern bringt und wie stark Mexiko diesmal ist. Und wir sehen heute bereits zwei Weltmeister, nämlich Frankreich und Uruguay, die, wie wir recht unmutig festgestellt haben, nicht zum engen Favoritenkreis gehören. Insgesamt also ein angenehmer erster Tag, noch keine zu aufregenden Spiele, aber durchaus interessante Paarungen. Mexiko wird Südafrika klar schlagen, wenn sie sich nicht von den Vuvuzela-Lärm aus der Fassung bringen lassen. Südafrika braucht Glück, der Mannschaft fehlt es ein bisschen an Klasse und Mexiko wird der Bafana Bafana vor allem über die Seiten Probleme bereiten. Außer Mexikos Chancenverwertung gleicht jener im Vorbereitungsspiel gegen England, das sie 1:3 verloren haben.


Nelson Mandela soll auch vor Ort sein: Vielleicht ist das noch eine zusätzliche Motivation für die Südafrikaner, um ein hart erkämpftes 1:1 zu erreichen, was eigentlich eine Überraschung wäre, aber aufgrund der bekannten Eröffnungsspielregel (laaangweilig) gar nicht so unwahrscheinlich ist.

Endlich geht‘s los!

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