Mittwoch, 9. Juni 2010

Vorbereitungen

Wie bereitet man sich als Österreicher auf eine WM vor?


Als österreichischer Fußballfan hat man bei Großereignissen bekanntlich keine hohen Ansprüche. Selbst wenn es unser Nationalteam einmal in irgendeine Endrunde schafft, bleiben die Erwartungen doch gedämpft. Sogar vor zwei Jahren, als wir uns die Teilnahme durch eine gemeinsame Austragung der EM mit der Schweiz erschlichen haben (sportlich gesehen), wäre eine Viertelfinalqualifikation ein kleines Wunder gewesen. Freilich haben wir an dieser Hoffnung festgehalten, und freilich hat das ganze Land über das Elfertor gegen Polen gejubelt. Schön, wenn man sich auch an den kleinen Dingen erfreuen kann.

Wie sich nun aber auf eine WM vorbereiten, an der man wieder mal nicht teilnimmt, und die auch nicht zufällig im Nachbarland stattfindet? Sich Brasilien- oder Italienflaggen aufs Auto montieren ist nicht nur hochgradig lächerlich, sondern fast schon frech.

Ich würde sagen, man sollte den Ball flach halten. Das eine oder andere Trikot aus dem Mottenschrank herausholen, wo dann „Baggio“ oder „Romario“ draufsteht, reicht eigentlich. Die Österreich-Trikots bitte erst wieder am Tag der Fahne anziehen! Keine Hüte, keine Fahnderln, keine peinlichen Gesichtsbemalungen, all das ist vergessen (und vergeben)...

Bitte sich nicht an einen Favoriten anbiedern und dann nach dem gewonnenen Finale noch tagelang mit dessen Leiberl herumgeistern! Vollkommen geschmacklos sind auch alle Vereinstrikots. Die dürfen eigentlich nur von kleinen Kindern angezogen werden, Menschen also, die noch Idole haben und wo der Papa sich dann auch das Geld für ein Nationaldress spart. Und was auch gar nicht geht: Trikots mit dem eigenen Namen drauf, womöglich noch in brasilianischer Abwandlung, wie etwa „Herbertinho“ oder „Loisinho“.

Das einzige, was zählt, ist die gut begründete Sympathie. Am besten, man hat sich im Freundeskreis bereits einen entsprechenden Ruf erarbeitet: Wenn alle wissen, dass man England-Fan ist, dann soll das auch diesmal so sein. Nur nicht zu exotisch denken und sich gleich ein Südafrika-Leiber kaufen, nur weil die WM da ausgetragen wird und es ja „so schön“ wäre, wenn die bei der WM im eigenen Land weit kommen würden. Was man davon hat, sah man in Südkorea und Japan... Und ja, ein paar Spieler sollte man schon kennen von der Mannschaft, deren Farben man trägt. Wissen, wie die Chancen realistischerweise einzuschätzen sind, wie die Mannschaft ungefähr spielt etc. schadet auch nicht. Alles andere wäre ja irgendwie affig.

So setze man sich also in aller Ruhe hin, verfolge den Spielplan, suche sich die interessanten Partien raus oder schaue gleich alle, ziehe sich beim entsprechenden Anlass das Trikot „seiner“ Mannschaft an und tue so, als wäre man da irgendwie beteiligt. Radau braucht man keinen zu machen, freuen soll und darf man sich aber schon. Nur nicht übertreiben, heißt die Devise. Während uns die Firma Ottakringer das Hirn vernebelt, schauen wir dem, für das österreichische Fußballauge höchst faszinierendem Treiben auf dem grünen Rasen zu und sind froh, dass Österreich diesmal wieder nicht dabei ist, weil dann müssen wir uns nicht ärgern und nicht schimpfen und nicht jammern. Außer die Deutschen werden Weltmeister. Dann wirds natürlich wieder ein paar Jammerer (lies: Neider) geben. Die blieben mir gerne erspart, was auch schon der einzige Grund für mich ist, einen möglichen Turniersieg der Deutschen katastrophal zu finden.

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