Mittwoch, 23. Juni 2010

Bald haben wir es überstanden

Heute geht‘s für England, die USA, Deutschland und Serbien um den Einzug in die KO-Phase. Ghana will aber auch!


Die Endspiele der Gruppenphase sind im Gange und bald haben wir die lästigen Rechnereien wie auch das langweilige Ballgeschiebe hinter uns. Es geht in die heiße Phase und das heißt für die Teams die Spirenzien abstellen, die Beleidigungen vergessen und die Revolten über Bord werfen. Konzentration und Wille sind jetzt gefragt. Ab jetzt hat man es selbst in der Hand - und Dummheiten werden gleich bestraft.

Argentiniens Teamguru Diego Maradona wurde im Vorfeld des letzten Gruppenspiels gegen Nigeria gefragt, ob er Lionel Messi schonen würde, da am Aufstieg ja kein Zweifel mehr bestehe. Diego Maradona drauf: "Er ist der beste Spieler der Welt, es wäre eine Sünde, ihn den Menschen vorzuenthalten." Das ist Diego Maradona! Das ist Argentinien. Das ist das Wirkungsvolle im Gewand des Schönen. Dass Messi für das Spiel der Argentinier von zentraler Bedeutung ist, weiß Maradona ja. Aber er sagt es nicht. Er sagt, er möchte dass alle Menschen Messi spielen sehen. Ein anderer hätte vielleicht gesagt: "Nein, Messi ist für unsere Spielanlage wichtig. Wir wollen nicht auf ihn verzichten, er ist der Motor in unserem Angriffsspiel." Oder so ähnlich. Da geht's dann nur um die Mannschaft selbst (wir, wir, wir). Maradona aber sagt das nicht nur anders, ich glaube, er denkt es auch anders. Vielleicht mag es sein, dass ihm Taktik nicht ganz so egal ist, wie man gemeinhin glaubt. Wieviel des argentinischen Taktikkonzepts tatsächlich auf Maradonas Kappe geht, weiß man eben nicht. Aber wieviel es auch sein mag, eines scheint mir sicher: Maradona glaubt genau das, was er gesagt hat. Er glaubt an die Genialität und die Schönheit von Messis Spiel und er glaubt, dass man Messi spielen lassen muss, damit ihn die ganze Welt sehen kann. Das ist fantastisch, das ist ganz wunderbar; der Satz wie auch die Einstellung und die Idee dahinter. Gott gab uns Maradona, Maradona gibt uns Messi.

Und den gab er uns auch – plus eine Restmannschaft (B-Elf gibt’s ja bei den ganz guten nicht), die, so wirkte es zumindest, nicht wirklich auf einander eingespielt war. Trotzdem war Messi wieder der stärkste Mann und spielte Chancen heraus, die irgendwann auch zu Toren führen mussten. Selber blieb ihm aber schon wieder der erste WM-Treffer versagt – es ist wie verhext. Die Griechen taten ihr übriges zum Spiel. Otto Rehagels Team musste gewinnen, um noch aufsteigen zu können. Deshalb liefen die Gammelgriechen mit einem flotten 6-3-1 auf. Entsprechend wenig Offensivaktionen bekam man von denen dann auch zu sehen. Wenn man selbst in Ballbesitz nicht bereit ist, eine Fünferkette aufzulösen, dann kann einem auch keiner mehr helfen. Rehagel meinte nach dem Spiel, er hätte seiner Mannschaft gesagt, dass da nach vorne mehr kommen muss. Ich glaube, da hat er gelogen. Wenn er das seiner Mannschaft gesagt hätte, und die dann trotzdem so spielen, dann sind sie nicht ganz richtig im Kopf. Lieber glaube ich, dass Rehagel uns am Schmäh gehalten hat.

Auch Nigeria hat uns ein bissl am Schmäh gehalten. Mit denen ist gestern auch die vorletzte afrikanische Mannschaft endgültig ausgeschieden. Das war alles in allem einfach zu fahrlässig. Den Südkoreanern Tore schenken und dann selbst nach der Reihe 100-prozentige Chancen verhauen, das geht einfach nicht. Aber gut ist, dass so auch der Zuseher sieht, dass das nicht achtelfinalwürdig ist und deshalb die Mannschaft zu Recht ausscheidet. Südkorea wird es dann im Achtelfinale eh gegen Uruguay fressen - Case closed.

Frankreich hat, wie erwartet, alles runtergeleert, was es zum runterleeren gab. Der Domenech-Dodel war naturgemäß beleidigt, hat alle Krawallmacher auf der Bank sitzen lassen und jetzt sind sie zu Recht ausgeschieden. Wir freuen uns, dass dieses in allen Belangen unsagbar furchtbare Team weg ist und dass der Gastgeber noch einen Ehrensieg einfahren konnte.

Was war noch? Ahja, Mexiko: Sehr solide, leider wird gegen Argentinien wahrscheinlich Schluss sein. Eigentlich schade, aber wer weiß, was uns da noch erwartet!

England versucht, das Schlimmste abzuwenden und es nicht Frankreich gleich zu tun. John Terry hat sich für seine kritischen Äußerungen entschuldigt und damit scheint die „Revolte“ erledigt zu sein. Vielleicht will man im letzten Spiel gegen Slowenien doch noch ein bisschen Fußball spielen. Heute haben es in der Gruppe zwei die nominellen Favoriten in der Hand. Siege müssen für England und die USA her, dann ist man weiter. Um Platz zwei sich zu streiten, sollte eigentlich beiden zu blöd sein. Also bitte Eier zeigen und der Favoritenrolle gerecht werden!

In der Gruppe D will Deutschland wieder vorzeitig Weltmeister werden und Ghana sich als einzige afrikanische Mannschaft fürs Achtelfinale qualifizieren. Vielleicht gelingt Asamoah Gyan wieder ein tolles Elfmetertor? Aber Achtung, auch die Serben möchten noch aufsteigen und genau wie die Deutschen, wäre hierfür ein Sieg das beste. Australien bleibt sympathisch und wir möchten sie auch beim nächsten Mal wieder dabei haben. Vielleicht aber werden gerade die Aussies für die Serben heute zum Spielverderber?


Spieler des Tages: Yakubu Aiyegbeni. Er vergab zwei Chancen für Nigeria kläglichst, traf das leere Tor aus zwei Metern Entfernung nicht, was ihm bis jetzt bei dieser WM in dieser Form noch keiner nachgemacht hat. Dann aber verwandelte er einen Elfmeter zum Ausgleich - und das ziemlich gut und kaltschnäuzig. Irgendwie stellvertretend für die Mannschaft. Das ist eine Ehren-Nominierung zum Spieler des Tages. Ich sag zum Abschied leise Servus zu Nigeria.

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