Samstag, 26. Juni 2010

Randnotizen

Einige Spiele, einige Spieler und einige Mannschaften sind nicht der Rede wert - Zeit für Randnotizen.


Außerdem freuen wir uns über das gerechte Ausscheiden der Italiener und dass die Schweiz weg ist, tut jetzt gar nicht mehr so weh.


Dass Italien nicht aufgestiegen ist, mag manche überraschen. Doch eigentlich sollte man davon keine Notiz nehmen dürfen, denn wenn es die sogenannte Kleinen nicht gibt, dann gibt es auch die „Großen“ nicht. Das ist nur fair und demokratisch, denn so wird jede Mannschaft nach der Leistung beurteilt, die sie bringt und je nachdem ist sie dann weiter - oder eben nicht.

Dass die Slowakei in ihrem letzten Gruppenspiel es fertig gebracht hat, die Italiener (bemerke: amtierender Weltmeister) aus dem Turnier zu schießen, spricht für sich selbst. Und obwohl man geneigt ist, große Namen in der KO-Phase zu bevorzugen, egal welche Leistung sie in der Vorrunde gebracht haben (Brasilien!), geht dieses Ausscheiden der Italiener in Ordnung. Unsere südlichen Nachbarn haben nämlich nur geschätzte zehn Minuten guten Fußball gezeigt. Und das waren die letzten zehn Minuten im letzten Spiel (Wille zur Macht, Wille zum Sieg etc.!). So viel Unwille, so viel Hochnäsigkeit in den vorangegangenen Matches, muss bestraft werden. Da hilft auch der große Name nichts. „Italien in der Vorrunde ausgeschieden“ bleibt also die erste Randnotiz dieser WM.

Auch in der Holland-Gruppe hat sich wenig Überraschendes zugetragen. Holland war vor dem letzten Spiel schon fix weiter und hat in der letzten Partie das gezeigt, was man vorher schon gesehen hat: souveränes, aber unaufregendes Spiel. Somit bleibt Holland weiterhin das große Fragezeichen. Viel hat man ihnen zugetraut, viel haben sie auch gezeigt, sind mit dem Punktemaximum aufgestiegen, aber der ganz große Wurf, das ganz große Aufspielen, ist ihnen noch nicht gelungen. Man hofft darauf, dass sie alles anders machen als 2008 (überragende Vorrunde und dann unspektakuläres Ausscheiden in der KO-Phase).

Japan hat sich hingegen gegen die Dänen wieder hervorragend verkauft. Da muss ich mich ein wenig selber rügen, weil ich sie als Unsympathen am liebsten ausscheiden hätte lassen. Doch gegen die doch-nicht-so-tollen Dänen haben die Japaner eine engagierte Leistung gezeigt, die teilweise sogar begeistert hat. Begeistert im wahrsten Sinne des Wortes, denn im japanischen Spiel war Geist zu erkennen - Spirit, wie die Amerikaner sagen würden, die Franzosen würden es Esprit nennen (aber wie die das nennen würden, interessiert ja keinen). Trotzdem war da Geist, Spirit und Esprit drin - ich denke die Wörter meinen jeweils ein bisschen was anderes. Das war gefälliger Fußball mit dem Willen zum Angriff und dem Spaß am Spiel; beides Ingredienzien, die so mancher „Großer“ bislang vermissen lässt. Deshalb steht Japan auch zu Recht im Achtelfinale.

Natürlich ging es im Spiel Portugal gegen Brasilien nur mehr um Prestige. Aber selbst das war winkender Lohn zu wenig um aus irgendeinem der beiden Teams etwas herauszuholen, was auch nur ansatzweise den Charakter eines „Spiels auf Sieg“ hatte. Uninspiriertes Geplätschere - zu Recht finden wir in dem Wort „uninspiriert“ wieder die Negation des Esprit, des Geistes. C. Ronaldo dumm wie immer, jeder einzelne Brasilianer eigentlich die schlechte Karikatur seiner selbst - wenn das so weiter geht, haben sich hier heute zwei fixe Nicht-Weltmeister ein Stelldichein gegeben. Was die Elfenbeinküste gegen Nordkorea geliefert hat, bekam man nicht zu sehen, ging es doch in beiden Partien nur mehr um die goldene Ananas.

In der Gruppe H allerdings, da ging es noch um was. Nämlich um die Frage, ob jetzt Disziplin (Schweiz), Klasse (Spanien) oder Offensivgeist (Chile) den Aufstieg schafft. Durchgesetzt haben sich Klasse und Offensivgeist. Und das völlig zu Recht. Denn die Schweiz hat im letzten Spiel gegen Honduras enttäuscht. Daran sieht man wieder, dass es stimmt, wenn man sagt, dass Mannschaften wie die Schweiz nur so gut sind, wie es von einem scheinbar Größeren zugelassen wird. Demgemäß hat Spanien im ersten Spiel gegen die Schweiz verloren; und nicht Schweiz gegen Spanien gewonnen. Denn wenn man die große Chance nicht ergreift und gegen Honduras nicht trifft, dann kann einem keiner mehr helfen - bei aller Sympathie. Wir dürfen aber froh sein, dass die beiden Mannschaften weitergekommen sind, die uns sicher noch viel Freude bereiten werden. Das europameisterliche Spanien (toll, dass Iniesta wieder gespielt hat!) und das brandgefährliche und offensivbegeisterte Chile. Letzteres Team hat heute bewiesen, dass man Defensive kann, aber halt nicht so gut wie Offensive. Das wäre die alte Brasilien-Taktik: vorne mehr reinmachen als man hinten bekommt. Ob da ein Tor pro Spiel reicht? Den Beweis bleibt uns Chile vorerst noch schuldig.


Randnotiz Nummer zwei: Chile muss mehr Tore schießen!

Randnotiz Nummer drei: Ghana muss Tore aus dem Spiel erzielen.

Randnotiz Nummer vier: C. Ronaldo muss nicht immer so präpotent Freistöße inszenieren.

Randnotiz Nummer fünf: Brasilien kann so nicht Weltmeister werden.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen