Freitag, 27. Juni 2008

Tikitaka - die Geburt des modernen Fußballs

27.06.08

Spanien gg. Russland

Überrascht hat mich heute nur eine Mannschaft: Russland. Dass sie sich so wehrlos gegen die überragenden Spanier zeigten war unerwartet. Andererseits war dem spanischen Spiel heute auch kaum was entgegenzusetzen. Bei dieser Mannschaft passt einfach alles. Besonders aufgefallen sind heute wieder mal Sergio Ramos (hinten recht sicher, großartiges Spiel über die Flügel nach vorne), Senna (neutralisierte schon jeden russischen Gedanken an einen Angriff, ordnete im defensiven Mittelfeld das Spiel), Iniesta (wieder mal großartige Übersicht und gute Ideen), Fabregas (der für den verletzten Villa kam und überall spielte und gefährlich war), Xavi Hernandez und dessen Ersatz Xabi Alonso (weil sie beide Xab/vi heißen und auch so spielen ;-).

Arschawin war nicht da, Pavlyuschenko schoss ein, zwei Mal, aber was sollen Stürmer auch machen, wenn sie nicht ins Spiel kommen (s. Linz)? Mich wunderte es nur immer, dass die wenigen russischen Angriffe sich in der zweiten Hälfte auf ein halbherziges "Schauma mal"-Spiel in der Mitte reduzierten, anstatt es über die Flügel wenigstens zu versuchen. In der Mitte waren sie chancenlos, da ging nix. Die Türkei hat so gestern zwei Tore gemacht. Das war zwar gegen ein maues Deutschland, aber der Versuch sollte es doch wert sein.

Das spanische Tikitaka ging zu oft auf. Es erfüllt einen Zuseher einerseits mit Freude, ein solches Kombinationsspiel zu sehen, andererseits auch mit Verblüffung bzw. eben auch Erschrockenheit, wenn das einfach IMMER funktioniert. Hat sich da Hiddink zu wenig von den Italienern abgeschaut?

Die wichtigste Frage natürlich: Funktioniert das auch so gegen Deutschland? Wenn Lahm wieder einen guten Tag hat, Friedrich solide bleibt, dann könnten die Spanier außen evtl weniger zusammenbringen, aber die deutsche Innenverteidigung mit den bei flachen Bällen herumrumpelnden Merte/Metze-Recken könnte da große Probleme bekommen. Da liegts dann wohl am defensiven Mittelfeld Hitzlsperger (für mich der österreichischste Name des Turniers) und Rolfes/Frings(?) da denselben Job zu machen, wie es auf Seite der Spanier Senna so gut kann (macht der das auch bei Ballack so gut?). Schweinsteiger und Podolski werden jedenfalls mit Capdevilla und Sergio Ramos würdige Kontrahenten finden, die spanische Innenverteidigung mit dem starken Puyol und den soweit sehr sicheren Marchena halte ich für sehr gut.

Gewinnt Spanien, gewinnt der Fußball. Außer die Deutschen können aus irgendwelchen Gründen wieder so ein Spiel wie gegen Portugal aufziehen. Anscheinend gehen sie ja wieder als Nicht-Favorit ins Spiel. Das hat denen bis jetzt leider immer gut getan.
Mal wieder liegts wohl letztlich am Fußball-Gott. Was mich in dem Zusammenhang beunruhigt: Iker Casillas hat noch nicht gepatzt...

Donnerstag, 26. Juni 2008

Donnerwetter

26.06.2008

Deutschland gg. Türkei

Was war das nun wieder für ein Spiel gestern? Da sah man Türken, deren halbe Kompanie im Lazarett lag, und die trotzdem aufspielten wie ein Favorit. Demgegenüber sah man Deutsche, deren Spiel erstmal überhaupt nicht aufging, was sich im Lauf des Spiels auch nie wirklich änderte, obschon die zweite Halbzeit einzelner Spieler die bessere war (Lahm, Schweinsteiger, Hitzlsperger zB).
Von Anfang an pakte ich wieder meine Türkei-These aus, die besagt, dass man gegen die Türkei eigentlich nur so spät wie möglich den Führungstreffer erzielen müsste. Spät genug, sodass ihnen so wenig Zeit wie möglich zum Ausgleich bleibt. Das hat sich gestern wieder teilweise bestätigt.

Das zweite Tor der Deutschen fiel während des berühmten Bildausfalls von Wien. ZDF war nicht zugänglich (DVBT), also musste das Internet aushelfen, wo uns dann der Live-Ticker verriet, dass bereits das 2:1 für Deutschland gefallen war. Ironie: Der bislang so unsichtbare Miroslav Klose macht sein Tor ausgerechnet zu einem Zeitpunkt, wo es keiner sehen kann ;-)
Rüstü zeigte bei diesem Tor warum er nicht mehr die Nummer 1 im türkischen Tor ist, aber das war auch wurscht, denn jeder, der auch nur ein Spiel der Türken bei dieser EM gesehen hatte, wusste: Es ist noch lange nicht vorbei. Postwendend kam es dann auch zum Ausgleich, und da nur noch 4 Minuten zu spielen waren, dachte ich mir: Also entweder es geht jetzt in die Verlängerung, oder die Türken machen noch das 3:2. Doch diesmal bewies die deutsche Mannschaft den Willen zum Sieg, und Lahm machte durch sein großartiges Tor in der 90. Minute alles klar. Für mich war natürlich nach dem 3:2 noch gar nichts klar, und ich glaube, dass auch die deutschen Fans sich noch nicht richtig feiern trauten, so wie die Türken durchaus noch Hoffnung hatten, dass es wieder mal die türkische Mannschaft sein würde, die das wirklich allerletzte Tor schießt. Doch diesmal reichte es nicht, es gab als letzte Aktion noch einen Freistoß aus gefährlicher Distanz, den man in den schweizer Gewitterhimmel schoss.

Ein schlechtes Spiel der Deutschen, das sie zwar mit etwas Glück aber mit noch viel mehr Effizienz gewonnen haben. 3 Torschüsse - 3 Tore. Ich denke, das spricht für sich.

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Was das heutige Spiel betrifft, bin ich mir unsicher. Die Italiener haben vorgemacht, wie man die Offensivmaschine der Spanier im Zaum hält. Die Spielanlage der Spanier war im Italien-Spiel überraschend einfallslos und einseitig. Russland kann Spanien neutralisieren. Russland kann Spanien auch mit eigenem Offfensivspiel in Bedrängnis bringen. Ich bin gespannt, wie das Spiel heute verläuft. Ich bin gespannt, wie Russland heute gewinnt. Denn dass sie gewinnen werden, daran zweifle ich kein bisschen. Deswegen denke ich aber auch nicht, dass es ein großes Spiel wird.
Immerhin ist ja auch ein Spiel, das lange Zeit ein Unentschieden ist, ein spannendes. Ich zB fand das Spiel Holland-Russlang gar nicht so "müde", "fad" oder gar langweilig. Freilich, es war nicht atemberaubend und sensationell, aber es war spannend. Ähnliches erwarte ich mir von heute auch.

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Arschawin, dieser Teufelskerl, den wir dumme Zentraleuropäer erst jetzt kennenlernen, ist ja schon 27 und hat zwei Kinder!? Das überrascht mich jetzt natürlich. Noch dazu, dass er diplomierter Modedesigner ist ;-)

Sonntag, 22. Juni 2008

Das Undenkbare

22.06.2008

Holland gg. Russland


Das Spiel der Spiele, das sich alle erhofften, war es nicht. Aber es war das Spiel der Spiele für die Russen.

Neben der unerklärlichen Lähmung des Favoriten war diese atemberaubende Stärke der jungen Russen die eigentliche Überraschung des Abends.
Denn dort standen Spieler auf dem Platz, die vielen Experten auf der Tribüne völlig unbekannt waren. Einige der anerkanntesten Fachleute reichten sich auf der Pressetribüne Listen mit den Grundinformationen über die Russen wie Alter und Vereine herum. Diese wunderbaren Unbekannten wollte jeder näher kennenlernen, denn sie spielten einen hinreißend schnellen, technisch höchst komplexen und kraftvollen Kombinationsfußball.

Es war dieses wunderbare Unbekannte, diese Teufelskerle aus dem Osten, das mich gestern faszinierte, obwohl die Niederländer... na ehschonwissen. Da sah ich diese vielen Gesichter, die ich nicht kannte, die alle irgendwie russisch aussahen, die aber Entschlossenheit, Konzentration und Willen zeigten. Und ich rede da gar nicht von diesem unglaublichen Sturmduo Pavlyuchenko/Arschavin, sondern auch von einem Ivan Saenko, der das starke Offensivspiel der Holländer über die linke Seite (von vanBronckhorst über Engelaar zum magischen Dreieck) ganz allein kaputt machte. Oder von einem Denis Kolodin, ich nenne ihn die Stalinorgel, dessen Distanzschüsse die besten sind, die ich seit langem gesehen habe.
Aber es ist nicht die einzelne Stärke der jeweiligen Spieler, die das Spiel der Russen macht. Vielmehr macht das Spiel der Russen, der Taktik des unglaublichen Hiddink folgend, die Stärke der einzelnen Spieler erst effektiv. Es war gestern ein Lehrstück für van Basten, wie Hiddink das Spiel der Holländer wirkungslos machte. Van Bastens Tausch v.Persie für Kuyt war ein Griff ins Klo, denn da ging über die rechte Seite noch weniger. Vielleicht hätte ein Robben links den Saenko-Riegel eher aufgebrochen.

Naja, wie auch immer, die Russen haben sich mit den letzten beiden Spielen ein bisschen in mein Herz gespielt und ist jetzt neben Spanien die Mannschaft, der ich am ehesten einen Turniersieg gönnen würde. Hoffentlich geht nicht wieder alles schief.

Samstag, 21. Juni 2008

Getürkt

21.06.2008

Kroatien gg. Türkei

Was war das gestern wieder für ein Spiel? 118 Minuten halbherziges Geplänkel, und dann ein Finale Furioso. Während des Spiels habe ich gemeint, dass Kroatien eigentlich nur eine Chance hat, wenn sie entweder 3 Tore in der zweiten Hälfte schießen, oder ein spätes Tor. Denn wenn man gegen die Türkei ein Tor schießt, muss man damit rechnen, dass man mindestens eines zurückbekommt, weil die erst dann richtig wild werden.

Genau so war es dann auch. Die Kroaten schossen ihr spätes Tor (sehr spät), und man musste das Ergebnis eigentlich nur mehr 2 Minuten halten. Sie hätten das Tor aber vielleicht noch später schießen sollen, denn selbst diese zwei Minuten reichten den Türken zum Ausgleich. Unglaublicher Kampfgeist, wie schon gegen Tschechien. Bin gespannt, wie es wird wenn sie auf die deutschen Tugenden treffen.

Noch ein Wort zu Rüstü, dem türkischen Ersatztorwart: Der Hunnen-Opa hat es allen gezeigt, dass er, Rüstü, noch nicht rostig ist. Glänzende Paraden und ein gehaltener Elfer sprechen für sich. Leider leidet er schon an Nikopolidisikis, was ihn zum dummen Ausflug veranlasste, woraufhin das 1:0 für die Kroaten fiel. Trotzdem Hochachtung!

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Es ist eigentlich lächerlich, weil jedes Match bisher das Match des Turniers gewesen sein soll. Da hatten wir die packenden Vorrundenspiele mit den Pseudo-Achtelfinals, dann ein großartiges Spiel der Deutschen gegen Portugal, gestern das eher langweilige Spiel mit trotzdem unglaublichen Finale, und heute spielt Holland gegen Holland. Das muss ja jetzt fast eine Enttäuschung werden ;-)

Donnerstag, 19. Juni 2008

Vorfreude in orange

19.06.2008


Oh mein Gott. Dieses Team ist fantastisch, und man kann von denen noch viel erwarten. Das ist übrigens auch ihr Vorteil gegenüber den Niederlanden, den von denen kann man jetzt nur noch erwarten, dass sie weiterhin so gut spielen (was nicht enttäuschend wäre, aber weniger sensationsgierbefriedigend ist). Die Russen aber könnten tatsächlich explodieren.
Und einen Namen wird man sich merken müssen: Andrei Arshavin.

An viele Knaller dachte ich schon. Da wäre etwa Spanien-Niederlande (der Knaller, den man sich nach der ersten Runde der Gruppenphase für das Semifinale ausmalte), oder gar ein Finale Niederlande-Deutschland (wegen der Geschichte). Aber Russland gegen Niederlande, das ist genau das was man sehen will. Brisant auch wegen Guus Hiddink, dem als einzigem Trainer zuzutrauen ist, dass er ein wirklich funktionierendes Rezept gegen die holländische Mörder-Elf hat.
Es gibt eigentlich nur zwei Varianten, wie dieses Match ablaufen könnte: Entweder wir erleben Fußball auf höchstem Niveau; einen heftigen Schlagabtausch, ein flottes Spiel über 90 Minuten, das uns den Atem raubt, und dann mit einem 3:2 endet (für wen auch immer). Oder wir erleben eine vorsichtige, nicht unattraktive aber unspektakuläre Partie, die 2:1 endet, oder 1:1 und im Elferschießen entschieden werden muss. Und da verlieren die Holländer ja bekanntlich ;-)

Für die Schweden tut es mir nur insofern Leid, als dass sie immer ein Team waren, die Sympathie auf sich ziehen konnten. Aber dieser klappernden Truppe tut ein vorzeitiges Ausscheiden glaube ich ganz gut.



"Fußball muss fairer, sauberer und spektakulärer werden."

Wer könnte das gesagt haben, bzw. wer hält genau das momentan ein? [MvB]

Mittwoch, 18. Juni 2008

Tribünenschauer

18.06.2008


Den Jogi hats erwischt! Den Hicke auch, aber das is ja mal nicht so schlimm...
Der Jogi aber muss sich das Viertelfinale von der Tribüne aus anschaun. Lächerliche Entscheidung, wie ich finde, aber gut. Von dort sieht man ja laut Hicke eh besser.

Heute wieder ein Achtelfinale zwischen Russland und Schweden. Wir hatten jetzt ja in jeder Gruppe ein solches Spiel, in dem zwei Mannschaften großteils eigenständig (d.h. ohne auf viel fremde Hilfe angewiesen zu sein) um den Einzug ins Viertelfinale spielten. Liegt das an der Entscheidung, dass das direkte Duell zählt, nicht die Tordifferenz? Ich fand es jedenfalls spannend, und es macht es auch nich so schlimm, dass man dann immer nur eine Partie wirklich sieht (weil die andere meist bedeutungslos, oder von geringer Bedeutung ist).

Hab weder bei Russland noch bei Schweden ein gutes Gefühl. Beide konnten mMn noch nicht so richtig überzeugen, obwohl man sich von Russland viel erwartet hat. Schweden spielt ja seit Jahren immer gut, aber nie überragend. Wenn Ibrahimovic mal wieder der eine oder andere Geniestreich gelingt (und davon gehe ich aus), dann werden es die Russen ganz schön schwer haben. Oder aber die Russkis steigern sich (d.h. machen es nicht so wie die anderen Geheimfavoriten aus Rumänien im gestrigen Spiel).
Für mich heute natürlich interessant: Wer wird gegen Holland spielen? ;-)

Dienstag, 17. Juni 2008

Nachwehen

17.06.2008


Etwas Gutes hat das gestrige Spiel doch gehabt: Ballacks Freistoß war unglaublich. Ansonsten gibts da nichts zu kommentieren ;-)
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Die Aufstellung hat mich doch sehr überrascht; hat er also doch die "Kleinen" gebracht, obwohl er im Vorhinein ja gesagt hat, dass er doch nicht so dumm sein könnte, Korkmaz und Hoffer gegen Merte und Metze einzusetzen. Freilich, ein Bluff, aber das Dumme an einem solchen Unterfangen schien mir irgendwie nachvollziehbar zu sein.
Gut war, dass Hickersberger "frisch" aufstellte. Dass es bei uns mittlerweile wurscht ist, wer im Sturm spielt (d.h. wer das Tor nicht schießt), scheint bewiesen. Ob jetzt Linz oder Hoffer keinen Ball bekommen, wen interessierts?
Für Erwin Hoffer war das Spielen von Beginn an vielleicht ein wenig zu viel. Freilich kann man es ihm zutrauen, und er hats ja ganz gut gemacht, aber womöglich hätt es auch gereicht, ihn später zu bringen.
Dass Vastic nicht gebracht wurde war mir auch egal. Bis auf den Elfmeter gabs ja von ihm auch nicht viel zu sehen. Sonst heißt es ja auch immer nur, dass der das Spiel beruhigt (was mir bei einem 0:1 Rückstand nicht sinnvoll erscheint). Was mich gestört hat, ist dass nach den Wechseln nichts passiert ist. Keine taktische Umstellung (oder hab ich da was übersehen?).

Die Deutschen standen gut, wir allerdings nach anfänglichen Schwierigkeiten auch (man sah, dass diese Fünfer-Abwehr am Anfang große Probleme hatte, zueinander zu finden). Gegen Portugal wirds für die Deutschen sehr schwer, und wir freuen uns schon auf September, wenn die WM-Quali gegen Frankreich beginnt.

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Also sowas. Da haben sie einen Trainer der an Astrologie glaubt, spielen schlecht, und haben am Ende auch noch Pech bzw. Unglück. Denn ein Unglück war es, in der 8. Minute den Spielmacher zu verlieren, v.a. für diese französische Mannschaft. Franck Ribery blieb zwar, wie der Rest der Mannschaft, unter den Erwartungen, aber er war halt schon wichtig für das französische Spiel.
Dann verlieren sie einen Mann, der nach einem dummen Foul im Strafraum nicht nur rot sieht, sondern eben auch den Elfmeter verschuldete, den Pirlo in Vastic-Manier gekonnt verwandelte. Am Ende spitzelt auch noch der unglückliche Tierry Henry einen italienischen Freistoß so blöd ins Tor, dass man fast Au schreien muss.
Zwar sind die Franzosen zu Recht ausgeschieden, die Italiener aber werden gegen Spanien untergehen, wenn Toni nicht endlich mal trifft, oder wenn Buffon nicht ALLES hält.

Die Holländer spielen mit ihrer C Garnitur (haha), und schafften es, dass im Lauf des Spiels jetzt wirklich ALLE Spieler (bis auf den dritten Torwart Henk Timmer) bei der EM zum Einsatz gekommen sind. Der brave Van Persie macht wieder ein Tor und auch Huntelaar darf sich in die Torschützenliste eintragen (übrigens ein unglaublich lässiger Treffer, wahrscheinlich der lässigste des Turniers). Viel hab ich von dem Spiel nicht gesehen, aber ich verstehe nicht warum die Rumänen nicht richtig Gas gegeben haben. Haben die Niederländer das Spiel wirklich so kontrolliert? Unglaublich diese Mannschaft, und angesichts der im Turnier verbliebenen Mannschaften gönne ich niemanden den Titel so sehr wie van Bastens Team.

Irgendwie bin ich jetzt aber schon fußballmüde, wie gehts euch dabei? Hätte gern mal drei Tage Pause!

Montag, 16. Juni 2008

Literarische Aufstellung Österreich gg. Deutschland

16.06.2008

Wenn schon literarisch, dann richtig...

Liebe Freunde, die Aufstellung für das heutige Spiel der Spiele:

Beide Mannschaften haben sich bei den Aufstellungen auf ihre großen Spieler verlassen. Nicht die besten, aber die wichtigsten sind dabei, vielleicht sogar der eine oder andere richtige. Irritierend nur, dass die Altersunterschiede zwischen den Routiniers und den Rookies teilweise eklatant sind. Aber das macht das Spiel sicher interessanter.

Hier die Aufstellung für Österreich, das auf ein 3-5-2 setzt:

Tor:

Peter Handke: Nach dem Abstieg mit dem FC Kärnten hat der talentierte Keeper einen Vertrag bei Partisan Belgrad unterschrieben. Es lockten zwar auch Angebote von Manchester United und Real Madrid, letztlich aber entschied das Herz.
Handke hat ein flottes Händchen und zeigt große Sicherheit bei Flanken von rechts. Schwächen: Hat Angst beim Elfmeter und neigt zur Publikumsbeschimpfung.


Verteidigung:

Thomas Bernhard: Derzeit bei Rapid Wien unter Vertrag, Zukunft ungewiss, da er sich weigerte an der Meisterfeier am Heldenplatz teilzunehmen. Noch vor zwei Jahren als "Untergeher" tituliert, feierte er nach schwerer Lungenkrankheit ein großartiges Comeback und hat sich einen Fixplatz in der Nationalmannschaft erkämpft. Die Österreichische Hymne singt er nicht mit, weil er sie grauenhaft findet. Stärken: Kopfballstark und ein Abwehrchef, der dirigieren und führen kann. Schwächen: Zeigt oft Nerven bei Zweikämpfen; Fitnessprobleme.

Franz Innerhofer: Der morbide Innenverteidiger begann seine Karriere beim FC Bramberg und spielt momentan in der dritten Norwegischen Liga bei Hammerfest. Nach Norwegen zog es ihn wegen des Klimas und der Sonne, wie er selbst sagt. Stärken: Ein Gigant im Zweikampf; seine suizidale Kompromisslosigkeit ist gefürchtet. Schwächen: Auch er zeigt Nerven, und kann mit Niederlagen nur sehr schwer umgehen.

Elfriede Jelinek: Die einzige Frau (so gewiss ist es nicht) im österreichischen Team spielt momentan nirgendwo. Sie möchte sich dem patriarchalem Fußballfaschismus nicht unterordnen und trainiert nur zeitweise im eigenen Garten. Wurde aus ästhetischen Gründen einberufen und soll den Deutschen das fürchten lehren.


Mittelfeld:

Thomas Glavinic: Der vielseitige Flitzer von der Wiener Austria erfuhr erst in der Zeitung von seiner Einberufung: "Das bin doch ich!", dachte er und musste kurzfristig seinen Urlaub absagen, um am Turnier teilnehmen zu können. Stärken: Kennt die Gegner ganz genau, denn er hat jahrelang Fußball-Manager am PC gespielt. Schwächen: Oft wehleidig, Schwächen beim Abspiel.

Franz Kafka: Der Legionär von Sparta Prag glänzt mit galanter Unauffälligkeit. Er spielt mit viel Übersicht und Zurückhaltung, macht aber wenn es drauf ankommt eine Verwandlung durch und kann auch Offensivaufgaben übernehmen. Bei Freistößen macht er meist kurzen Prozess. Schwächen: Manchmal etwas zu fair; er neigt dazu, sich selbst beim Schiedsrichter anzuklagen und bittet schonmal um eine gelbe Karte für ihn selbst.

Robert Musil: Beim Fav.AC noch als der "Mann ohne Eigenschaften" verhöhnt, machte er sich diese Vielseitigkeit zunutze und mauserte sich zum überragenden Mittelfeldregisseur. Sein Wahlspruch ist: "Wenn es einen Wirklichkeitssinn gibt, muss es auch einen Möglichkeitssinn geben". Das heißt konkret: Wenn wir WIRKLICH 0:2 hinten liegen, ist es durchaus noch MÖGLICH, dass wir gewinnen. Sein Optimismus stärkt die Mannschaft, sein fast mathematisches Passspiel ist in Europa unerreicht. Schwächen: Verliert sich oft in endlosen Diskussionen mit Schiedsrichter, Gegnern und Mannschaftskollegen, und sein Dribbling ist eher fragmentarisch.

Daniel Kehlmann: Ein weiterer Youngster, und einer von den ganz klugen Köpfen. Mit einem unaufhaltsamen Zug nach vorne und tollen Zweikampfqualitäten ausgestattet, gelingt es Kehlmann immer wieder, Räume aufzumachen und mit klugen Pässen die gegnerische Abwehr zu überwinden. Seine Eckbälle sind die reinste Vermessung des Strafraums: jede Ecke sitzt. Schwächen: keine.

Arno Geiger: "Es geht uns gut" meinte Arno Geiger knapp auf die Frage der Reporter wie es den Spielern bei den Vorbereitungen auf das große Match gegen Deutschland gehe. Der wortkarge Flügelmann ist einer, der das Spiel des Gegners lesen kann, und blitzschnell auf sich ändernde Situationen reagiert. Sein schüchternes Auftreten führt allerdings immer wieder dazu, dass er von seinen Mitspielern schlichtweg vergessen wird. Privat allerdings versteht er sich mit dem rechten Außenmann Glavinic besonders gut, und mit gefinkelt gespielten Bällen versorgt die Doppel-G-Flügelzange Glavinic-Geiger den


Sturm:

Arthur Schnitzler: Der Routinier, der seinem Namen alle Ehre macht. Eigentlich ein gelernter Verteidiger (Austria Wien), wurde er wegen seiner vielen gelben und roten Karten einfach in den Sturm gestellt, wo er erst sein richtiges Talent entdeckte: Das Toreschießen. Trotzdem kommen auch hier seine brutalen Defensivqualitäten zum Tragen. Er ist eigentlich erster Verteidiger statt hängende Spitze, was leider immer noch oft zu bösen Fouls am Gegner führt.

Karl Kraus: Unser Kapitän ist vor dem Tor gnadenlos. Weil niemand ihn stoppen kann, seine Energie nicht erlischt, und ihn nichts umhaut, wird er auch gern "Die Fackel" genannt. In Deutschland unbeliebt, wird dies für ihn sicher ein emotionales Spiel, wird er doch von den bundesdeutschen Kollegen "Das Ferkel" geschimpft. Noch dazu befindet er sich in einer persönlichen Fehde mit einem deutschen Mittelfeldspieler, dessen Verpflichtung bei Paris St Germain damals für Kraus einen Platz auf der Ersatzbank bedeutete. Schwächen: Oft zu hitzköpfig.
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Deutschland setzt auf ein 4-3-3:


Tor:

Thomas Mann: Der Keeper vom FC Lübeck zeichnet sich durch große Stilsicherheit aus. Nach Saisonen in Italien (AS Morto a Venezia) und der Schweiz (ASC Davos, Grasshoppers Zürich), wo er sich den Spitznamen "Zauberzwerg" erarbeitete, hat Mann nun genug internationale Erfahrung gesammelt um bei der Euro zwischen den Pfosten zu stehen. Stark bei Ecken und Flanken, zeigt aber auf der Linie Unsicherheiten und wehrt oft mit den Fäusten ab. Deswegen wird er von Kritikern gerne "Dr. Faustus" gerufen.


Verteidigung

Heinrich Böll: Der erste der vier jungen Abwehrspieler. Den Medien gegenüber stets kritisch, ist ihm nicht viel zu entlocken. Ein braver Arbeiter mit viel Übersicht aber auch vielen Unsicherheiten (v.a. Abseitsfalle). Spielt am liebsten ganz links außen.

Botho Strauß: Rechter Außenverteidiger mit Hang zum subversiven Spielaufbau. Feierte Erfolge beim FC Bayern, stieg dann mit Köln ab, jetzt spielt er bei Hertha BSC Berlin. In Interviews ist für ihn jede Schiedsrichterentscheidung eine Farce. Strauß ist ungehorsam aber unverzichtbar für die deutsche Abwehr.

Martin Walser: "Das fliehende Pferd": Genau so unaufhaltsam wie ein solches ist Walser, wenn er zu einem Sturmlauf ansetzt. Diese Ausflüge aus der Verteidigung werden immer seltener, der gute ist doch auch schon alt und nicht mehr so fit. Zum FC Bregenz wechselte der alte Haudegen nur, weil es ihm am Bodensee so gut gefällt.

Günter Grass: Abwehrchef, Kapitän und moralisches Gewissen der Mannschaft. Hat seine ersten Erfahrungen in der Verteidigung als Flak-Helfer bei der Waffen-SS gesammelt. Nach einigen Hundejahren beim FC Danzig in der polnischen Liga, wechselte er endlich nach Deutschland, wo er derzeit bei Werder Bremen unter Vertrag steht.


Mittelfeld:

Georg Büchner: In Darmstadt begann seine Fußballkarriere, groß geworden ist er in Straßburg und Paris. Ein ungeheuer kreativer Spieler, ein Multitalent, das auf jeder Position eingesetzt werden kann. Diese EM wird allerdings seine letzte sein, danach möchte er als Hessischer Landbote in die Privatwirtschaft gehen.

Heinrich Heine: "Deutschland. Ein Wintermärchen", so der ursprüngliche Titel seiner autobiographischen Betrachtungen zur Heim-WM 2006. Dass es dann doch zum Sommermärchen wurde, nahm Heine dem Verleger zwar übel, das Buch wurde aber trotzdem ein Erfolg. Heine liegt im Clinch mit dem österreichischen Stürmer Kraus; es verspricht eine heiße Partie zu werden!

Bertolt Brecht: Koiner spielt foiner! Einer aus der ehemaligen DDR, den man auch als den "Dreigroschen-Bertl" kennt. Der Spitzname bezieht sich auf sein erstes Spielergehalt bei Augsburg. Macht viel Druck über links, kann aber nur selten ein Spiel durchspielen, da er starker Zigarrenraucher ist.


Angriff:

Friedrich Schiller: Der erste der 'großen Drei' des deutschen Sturms. Ein Klassiker und Idealist gleichermaßen: Klassisch im Spielaufbau, Idealist bei Freistößen (die immer gut gedacht sind, aber leider auch oft daneben gehen). Erlebte seine Ausbildung in England in der Shakespeare-Football-Academy und wird seit seiner Zeit beim FC Weimar auch "Der Räuber" genannt, weil er seinem Stürmerkollegen Goethe in einer Saison gleich drei Tore vom Stiefel stahl. Schwächen: Spontane Geistesabwesenheit.

Johann Wolfgang Goethe: Der Würger von Weimar, das Kopfballungeheuer von Eintracht Frankfurt, der Turm von Tauris: Auf seinem Weg machte er bei vielen Stationen halt, und überall verdiente er sich einen neuen Spitznamen. Der "Hackenfürst" erzielte von seinen letzten zehn Toren sechs mit der Hacke und die restlichen vier mit dem Kopf, was Trainer Friedrich Götz von Berlichingen zu der Feststellung veranlasste: "Der Goethe, der bringt keinen geraden Schuss zu stande". Weit gefehlt, denn auf seiner 8-jährigen Italien-Reise (Fiorentina, AS Roma, Juventus Turin und AC Milan) wurde er 6 mal Torschützenkönig. Eine unglaubliche Karriere, die klein anfing: Goethe wurde entdeckt, als er, im Frankfurter Stadion als Platz-Werther beschäftigt, in einer Trainingspause seine Schuss- und Dribblingqualitäten unter Beweis stellte.

Heinrich Kleist: Ein Patriot und Partisan. Er kämpft auch mit unfairen Mitteln für den Sieg, vor allem wenn es um die Franzosen geht. Gegen Österreich tue er sich schwer, so Kleist, denn die starke Abwehr rund um Innerhofer und Bernhard habe er schon im legendären WM-Endrunden-Spiel 1978 kennengelernt, das als "die Herrmannsschlacht" in die Fußballgeschichte einging. Sollte er sich dennoch durchsetzen können, ist er ein brandgefährlicher Stürmer, der vor nichts zurückschreckt. Achtung! Sehr sicherer Hexameter-Schütze! 


Sonntag, 15. Juni 2008

Der Berggeist und der Dodeltürk

15.06.2008

Tschechien-Türkei

Ja, unglaublich diese Begegnung. Dass es für beide Mannschaften hart werden würde, war von vornherein klar. Dass dann die Tschechen mit zwei Toren in Führung gingen, ließ mich erstmal aufatmen (bin kein großer Freund der türkischen Mannschaft, bis auf Volkan Demirel, aber dazu später...).
Natürlich sah man bei den Tschechen auch nicht gar so viel. Das tschechische 0815-Spiel (über die Seiten und dann in die Mitte zu Koller) ging aber einmal gut, und beim zweiten Tor ließen sich die Türken von einem sehr schnell ausgeführten Freistoß überrumpeln; nichtsdestotrotz ein toller, wenn auch glücklicher Treffer (Volkan war wieder dran).
Dann hab ich bis zur 75. Minute eigentlich nicht mehr wirklich hingeschaut, weil ich den Boulevard-Krieg zwischen der Bild und der österreich-Zeitung im Internet mitverfolgte. Dann aber der Anschlusstreffer der Türken, und ich wusste, da is noch alles möglich. In dem Moment wusste ich aber nicht, WAS alles noch möglich sein würde...

Was ich dann sah, kam mir etwas unwirklich vor, weil ich sowas noch nie gesehen habe. Petr Cech macht einen Fehler! Der großartige Petr Cech! Der mit seinen acht Armen das Wiener Riesenrad schmückt, was immer ein wenig übertrieben wirkt, braucht er doch nur zwei Arme, die immer sicher sind. Ein Torwart ohne Fehler, auch ohne große Paraden (die hat er nie nötig), und gerade in diesem Spiel passiert ihm sowas. Nun gut, dann also doch Elfmeterschießen, dachte ich.
Aber irgendwie stank es ja gewaltig nach mehr in diesem roten Genfer Stadion. Und so sehr ich diesen Nihat auch unsympathisch finde: Das war ein großartiges Tor! Cech diesmal ohne Chance, aber die Abwehr? Dass die Italiener bisher keine gute Figur machten ist eine Sache, aber da schliefen sogar die Italien-Legionäre in der tschechischen Abwehr. Die Fans außer sich, ich geschockt. Wirklich unglaublich.

Dann macht mein Lieblingstürke etwas, was ich ihm ganz und gar nicht verzeihe. Ich dachte nämlich, das ist ein gescheiter Bursche, und dann schubst er völlig unnötig den Berggeist aus dem Riesengebirge (Jan Koller), der sich dann unelegant fallen lässt. Koller ist ein Spieler, der sich eigentlich nicht fallen lassen kann (sein Nachteil als Stürmer): Es sieht erstens völlig lächerlich und bemüht aus, und zweitens glaubt ihm eh niemand, dass ihn irgendwer so schwer treffen kann, dass er tatsächlich umfällt.
Volkan aber bekommt zu Recht die rote Karte, im allgemeinen Tumult verteilt der schwedische Schiedsrichter dann auch noch eine gelbe Karte an die Ersatzbank der Tschechen (Baros), und ein Feldspieler muss ins Tor. Ja wie gerne hätt ich da noch einen Ausgleich gesehen. Und dann ein Elferschießen mit einem Feldspieler als Goalie. Und wenn der dann noch den entscheidenden gehalten hätte, ja dann wäre dieses Spiel wohl nicht nur wegen des ersten Anwendens der Elfer-Regel in die Geschichte eingegangen, sondern als irgendetwas wirklich Großartiges.

So war es ein Beweis dafür, dass das Spiel halt wirklich so lange dauert, bis der Schiedsrichter abpfeift, dass im Fußball alles möglich ist, und dass eben jeder große Torwart mal patzt. Im Viertelfinale wartet jetzt Kroatien auf die Türken. Ich würde sagen, ein heißes Spiel!

Die Schweizer haben heute gegen die entschärfte portugiesische Mannschaft 2:0 gewonnen. Ein würdiger und schöner Abschied für die Eidgenossen, ich finde es wirklich schade, dass sie nicht mehr dabei sind. Ich nehme Abschied von Koebi Kuhn, dem sympathischsten Trainer dieser EM!

Samstag, 14. Juni 2008

Rechenspiele

14.06.2008


Ich find das ja immer total süß wie die Niederländer nach dem Match ihre Kleinen aus den Rängen fischen und übers Spielfeld tragen. Das mögen andere schmalzig oder sonstwas finden, ich find es großartig!

Robben wurde letztens vom Wiener-Magazin recht treffend als eine Sensation bezeichnet, die darauf wartet sich zu ereignen. Der Mann spielt tatsächlich, wenn er nicht verletzt ist, auf konstant hohem Niveau, in dem er viel für das Spiel tut. Nicht immer auffällig, nicht immer torgefährlich, nicht fehlerlos, aber auch nie schlecht. Wenn er in Form ist, sieht man, was dabei rauskommt. Unheimlich sympathisch und fein anzusehen.

Apropos "fein anzusehen". Ich hab gestern was von Silvie van der Vaart geschrieben, und habe am Abend gehört, dass die Dame aus Breda kommt. Das ist eine Stadt in Südholland, die neben ihres Casinos, welches bis vor einem Jahr das größte in Europa war, hauptsächlich als Militärstadt bekannt ist (bezeichnenderweise befindet sich das Casino in einer ehemaligen Kaserne). Ein Teil meiner Verwandtschaft lebt da, und es geht dort recht provinziell zu. Was mir aber aufgefallen ist, waren die wunderhübschen Frauen, die es dort gibt. Silvie ist also eine davon:

Freitag, 13. Juni 2008

Eine Art Livekommentar

13.06.2008

Österreich gg. Polen

Erste Halbzeit: Traum. Aufstellung war super (endlich konnte sich Hicke vom Gercaliu verabschieden und gab auch Leitgeb eine Chance). Die Mannschaft spielte auch noch beherzter als gegen Kroatien.
Zweite Halbzeit: Naja. Nach dem Wechsel funktionierte Korkmaz nicht mehr (woran lags?) und sie wurden müde (was aber nach dieser ersten Hälfte verständlich war).

Dass es keinen Fußballgott gebe, darin habe ich mich tatsächlich geirrt. Selten war ein Elfmeter so verdient wie dieser. Ivo hat ihn meisterhaft verwandelt, besser kann man einen Elfer eigentlich ned schießen (ja, ich weiß, ins Kreuzeck is immer super, aber von der Risiko-Sicherheits-Relation her war er perfekt).

JETZT sind wir tatsächlich in der Situation, die sich vor der EM keiner erträumen konnte: Es geht gegen Deutschland um alles. Und zwar nicht gegen eine deutsche Mannschaft, die schon fix im Viertelfinale ist, sondern gegen Deutsche, die gegen Kroatien eine miserable Leistung gezeigt haben, und die selbst unter Druck stehen. Was gibts geileres, bitte?

Schade, dass Prödl fehlen wird. Und ich bin gespannt, ob Hicke gegen die Deutschen Hoffer bringen wird.
Was bleibt ist halt doch die Erkenntnis, dass uns ein Killer fehlt, der die vielen, vielen Torchancen einfach reinhaut. Das muss gar kein alter Hase sein (siehe Poldi bei den Deutschen). Harnik etwa spielt sehr engagiert und toll, ist aber nicht kaltschnäuzig genug. Linz war heute einmal mehr abwesend (ich glaub gar nicht, dass das an ihm liegt, aber der bekommt nie einen Ball zu Gesicht. MMn eine hergeschenkte Position), und Ivanschitz hat weiterhin Probleme damit, wirklich gefährliche Torschüsse zu setzen. Diese halbherzigen Gelsenhammerl aus der zweiten Reihe kann ich nicht mehr sehen. Wo ist Adi Hütter? ;-)

Fazit: Hicke kann man heute keinen großartigen Vorwurf machen. Ich versteh zwar manche Sachen immer noch nicht, aber im großen und ganzen läufts gut. Am Ende bleibts bei den Spielern hängen, und man sieht, was die vollbringen können, wenn sie den richtigen Esprit haben. Gleichzeitig sieht man da halt auch, dass wir keine weltklasse Spieler haben. Der eine oder andere ist aber schon Europa-überreif!


Gerade Italien - Rumänien: aufregend, denn es scheint wirklich alles möglich zu sein. Genau so habe ich mir die Spiele der Gruppe C vorgestellt!

Donnerstag, 12. Juni 2008

Fußballgott die Erste: Österreich scheidet aus

12.06.2008


natürlich war es das spannendste spiel bisher, weil das ergebnis den ersten fixausscheider zur folge hatte. aber nicht nur deswegen. mir blutete das herz beim 2:1 der türken, nicht weil es unverdient gewesen wäre, sondern weil ich einfach die türken nicht mag. aber nicht einmal deswegen, sondern weil ich es den eidgenossen von herzen gegönnt hätte, einen sieg einzufahren. die euro hat ihr erstes opfer, und es ist ein veranstalterland; das zweite folgt womöglich schon morgen. wie bitter wäre das? ich denke es wäre sehr bitter. denn ein land, in welchem die einwohner nur noch zuschaun kann nur bedingt ein guter gastgeber sein. wir als tourismus-ziel mögen das ja gewohnt sein, aber wie gehen die schweizer damit um?

Zum zweiten spiel: portugal war heute überraschend unspektakulär. war ich nur so verwöhnt von den holland- und spanienspielen, oder funktionierte da heute einiges nicht mehr so gut (gomes, moutinho eher farblos, deco mit einigen fehlern)? oder haben die tschechen einfach nur bewiesen, dass mit ihnen immer noch zu rechnen ist, trotz des langweiligen auftakts und der durchschnittlichen leistung heute (baros können sie sich mmn sparen)? MMn müssten die Tschechen jetzt die Türken wegputzen, obwohl die bisherigen Leistungen eher dagegen sprächen. Ich jedenfalls wünsche es mir.

Traurige Beobachtung in der fanzone: nach dem match ein wien-türke im interview: er sei so stolz darauf, dass er türke ist, und es so toll sei, dass heute beim 2:1 eigentlich drei türken die tore geschossen haben. und nochmal sei er besonders stolz darauf, türke zu sein. das machte mich grantig, weil es ein vorurteil meinerseits bestätigte (was mich immer grantig macht, weil ich vorhersehbares langweilig und in manchen fällen ärgerlich finde): kein einziger fußball-fan, nicht einmal der besoffenste holländer oder der stumpfsinnigste deutsche, käme auf die idee, nach einem sieg seiner mannschaft seinen stolz auf seine herkunft zu betonen! das zeugt doch davon, dass diese art fans überhaupt nicht am sport interessiert sind, sondern nur an ihrem land. und wenn die türken gegen die schweizer im fußball gewinnen, kann man stolz auf sich selbst sein, stolz auf seine herkunft, anstatt stolz auf die fußballer zu sein (auf die man sowieso nur bedingt stolz sein kann). ich fand das symptomatisch für die einstellung vieler türken (meinem vorurteil gemäß) und deshalb widerwärtig. aber vielleicht versteh ich nur einfach die kultur nicht...

resumee des tages:
es gibt keinen fußballgott.
wenn es keinen fußballgott gibt, dann gibt es ihn auch morgen nicht.
wenn es morgen keinen fußballgott gibt, dann scheidet österreich aus.
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ergo: österreich scheidet morgen aus. :-(

PS: Aber deswegen käme ich nicht auf die Idee, mich zu schämen, nur weil ich Österreicher bin!

PPS: Vonlanthen hat mir schon bei Sbg immer gut gefallen und bleibt mir nach den beiden Schweiz-Spielen ein sympathischer.

PPPS: Das Gesicht Koebi Kuhns nach der Niederlage werde ich nie vergessen. Ehrliche Enttäuschung hat noch nie ein Fußballtrainer so glaubhaft vermittelt wie Kuhn allein mit seinen Augen. Er ist der, der eigentlich auch nichts dafür kann und bekommt deshalb den "armer schwarzer Kater"-Award.

PPPPS: Der heutige ORF-Kommentator war unter aller Sau. Michael Roscher kommentiert wie ein dementer Kriegsveteran: Während ein Spieler einen gefährlichen Spielzug einleitet redet er davon, wie unauffällig sich dieser Spieler doch bisher verhalten habe. Das war nicht nur überflüssig und vollkommen verfehlt, sondern in den meisten Fällen sogar eine glatte Lüge (nicht nur eine Fehleinschätzung). Dazwischen die orf-obligatorischen Schweigeminuten, die eigentlich genügend Zeit bieten würden, sich das Spiel genau anzuschauen. Was danach folgte waren meist Platitüden, die sich auf den schon seit 30 Minuten nassen Rassen bezogen. Selten hat mich ein ORF-Kommentar so sehr gestört und verärgert wie der heutige. Ja, heute hat mich wahrlich vieles verärgert...

Mittwoch, 11. Juni 2008

Die österreichische Sache

11.06.2008

Das bisher wichtigste Tor der EM hat Ibrahimovic geschossen. Er hat mit seinem wunderbaren Treffer den grauenhaften griechischen Fußball demontiert und lässt nun alle mit der Einsicht zurück, dass dieses System von 2004 heuer keinen Erfolg mehr haben wird. Gott sei Dank!
Was freu ich mich schon auf das Spiel Griechenland gegen Spanien. Das ist Antifußball gegen fußballerische Perfektion und wird sicher nett anzusehen sein.

Ansonsten halte ich es mit Martin Blumenau, der zu den Griechen meint: "Diese Schweinepriester und ihr Rumpel-Opa verdienen nämlich das genaue Gegenteil [eines Erfolgserlebnisses]: die dauerhafte Eselsmütze für dummen und grausigen Fußball. Die sollen sie hinkünftig tragen müssen, bis sie wieder ein schönes Spiel zeigen." http://fm4.orf.at/blumenau/222910/main

Zweite Runde, los gehts. Vielleicht dürfen wir uns schon bald auf ein Viertel- oder Seminfinalduell zwischen Holland und Spanien freuen...




Dieser Giovanni van Bronckhorst. Den möcht ich im Nachhinein noch einmal hervorheben. Hat er nicht, nachdem er im eigenen Strafraum den Ball auf der Linie klärte, das Tor durch Sneijder eingeleitet? Der war in dem Spiel in Topform, bewies Übersicht, sowohl in der Defensive als auch in der Offensive. Ein Gercaliu, wie ihn sich Hickersberger nur wünschen kann.

Achja, Hickersberger: Ich bin ja trotz allem immer noch der Meinung, dass er irgendwas falsch macht; genauer: Mir kommt vor, er schätzt irgendwas falsch ein. Er mag ein toller Stratege sein, aber ich seh auch für das Polenspiel keine große Chancen für Österreich. Ich hoffe zwar, dass ich eines besseren belehrt werde, aber wenn Österreich letztlich ausscheidet, dann zurecht. Ein Tor zu schießen, das wäre schön....




Das sogenannte Faktum, dass Österreich super war, erkenne ich nicht an. Ich sah ein überraschend schwaches Kroatien, gegen das man nichts entwickeln konnte. Das Faktum, dass wir kaum echte (keine zwingenden) Torchancen hatten, erkennt Hickersberger mittlerweile auch an. Dass es keine Katatrophenniederlage war sollte nicht davon ablenken, dass es eine war, denn normalerweise sollte es uns schon möglich sein, gegen eine solche Kroatische Mannschaft zumindest ein Tor zu schießen. Gegen Polen wird das noch schwieriger.

Könnten wir nicht auch bei der EM mit einem ähnlichen Selbstbewusstsein wie gegen Malta auflaufen? Das würde mMn schon einiges bringen...






Ich glaub ja, dass es uns (Österreichern) so passen würde: Unglücklich ausscheiden, trotz guter Leistung. Viertelfinalist der Herzen werden, so wie Deutschland Weltmeister der Herzen wurde (und damit Italien auf den dritten Platz verweist). Wir können uns schon einiges von einer guten Leistung kaufen, und müssen uns wohl oft genug damit zufrieden geben, aber selbst der bitterste Viertligaclub lebt davon, dass die Leute zuschauen kommen, weil sie die Mannschaft gewinnen sehen wollen. Das sollte man halt auch nicht vergessen, gerade bei einem Turnier. Mit der gezeigten Leistung (die nicht ausgezeichnet war, aber für unsere Verhältnisse gut) hätten wir uns halt eine Überraschung verdient. Wir brauchen Glück damit wir an uns glauben können, weil wir halt - Gott sei Dank - nicht so präpotent wie die Kroaten auftreten können.

Und zu Harnik: Ja, der war besser und solider als sonst. Aber uns hilft sowas wenig, wenn "irgendwas nicht stimmt" (s.o.). Auch ein Korkmaz kann noch so oft auf der linken Seite alle überdribbeln, wenn dann vorne keiner so steht, dass er eine erfolgversprechende Hereingabe machen kann. Wir haben Spieler, die in ihren Vereinen anscheinend großartige Leistungen vollbringen (Ivanschitz, Linz), aber in der Nationalmannschaft diese nicht zeigen können, weil "irgendwas nicht stimmt". Dieses Irgendwas schleppt das Team jetzt schon monatelang mit sich, und auch wenn es Glanzmomente gab, habe ich nicht das Gefühl, dass der Wurm entfernt wurde, dass Spielkonzepte gefunden wurde, mit denen sich arbeiten lässt. Das ist schade und bitter, weil es uns immer in dem Zustand zurücklässt, dass wir sagen können "wir haben ja eh gut gespielt". So gut kann es aber dann letztlich doch nicht gewesen sein, wenn man ein Spiel nicht gewinnen, wenn man kein Tor schießen kann.

Nochmal zu unserer Abhängigkeit vom Eitzerl Glück, das man ja orakelhaft betrachten kann, sage ich: Gewinnen wir gegen Deutschland, qualifizieren wir uns für die WM (auch wenn wir es nicht ins EM-Viertelfinale schaffen).


Dienstag, 10. Juni 2008

Anfänge

10.6.2008

Holland gegen Italien, das ist wie Österreich gegen Kroatien ;-)

Mein Fußballherz schlägt für Holland, obwohl das heimatliche Herz für Österreich schlägt. Damit hat für mich der fulminante Hollandsieg heute die Niederlage von Wien wieder gut gemacht.
Am Nachmittag kam ich mir mit meinem Holland-Trikot noch ein wenig verloren vor. Aber tatsächlich gibt so ein Sieg eine Menge Selbstvertrauen und ich weiß jetzt, warum ich so viel Vertrauen in die holländische Mannschaft gelegt habe. Wenige verstehen meinen Enthusiasmus für die Niederlande, und ich rede mich hinaus auf meine fußballerische Sozialisation (die ersten beiden Großereignisse, die ich bewusst mitverfolgte waren die WM 90 im Kreise holländischer Gäste und die EM 92 zusammen mit meinem Ersatz-Opa, seines Zeichens Holländer...), auf meine Verwandtschaft (s. Ersatzopa und einen Teil meiner Familie, der in Holland lebt, dazu eine Menge wirklich netter Freunde und Bekannte aus diesem Land) und auf den unglaublichen Kader, den das holländische Nationalteam immer wieder stellen kann.

Das Spiel war heute jedenfalls mehr als zufriedenstellend, und hat als erster großer Kracher der EM alles gehalten, was es versprochen hat. Van Bronckhorst hat eine unglaubliche Partie gespielt, und die Holländer haben bewiesen, dass moderner Turnierfußball eben nicht nur durch das konsequente Halten von vorläufigen Zufallsergebnissen funktionieren kann (s. Griechenland, Italien). Die 3:0 Klatsche gegen den Weltmeister war genau das, was dieses Turnier gebraucht hat; es war die absolute Niegierung des griechisch/italienischen Systems. Das Spiel braucht Mut und Witz: Nicht nur, um schön anzusehen, sondern auch um erfolgreich zu sein. Dieser Mut und Witz war es, was mir beim Österreich-Spiel abgegangen ist (wobei zweiteres nicht zu erwarten ist, weil es technische Finesse voraussetzt). Hosenscheißer verlieren, und das zu Recht. Das ist vielleicht das einzige, was Hickersberger noch nicht ganz kapiert. Wenn er sagt, wir seien kein Brasilien, dann stimmt das, was den Spielwitz betrifft. Aber selbstbewusst und mutig dürfen, können und sollen wir in das Polenspiel gehen. Nein, wir müssen! Vielleicht kapiert er es jetzt, denn es heißt jetzt alles oder nichts! Ich habe weiterhin Vertrauen in unser Österreich, auch wenn man mich in den nächsten Wochen nur in orange sehen wird...