Mittwoch, 28. Mai 2014

Böse Vorzeichen

 Über problematische Vögel und den Erwartungsdruck in theatralischer Hinsicht.


Wenn man in Zusammenhang mit der WM in Brasilien von "bösen Vorzeichen" spricht, meint man meist die Anti-FIFA-Proteste vor Ort. Dass nicht alle Brasilianer in ausgelassener Samba-Stimmung der Heim-WM entgegenfiebern, ist klar. Klar ist auch, dass nicht alles sexy sein wird, was rund um die WM (davor, während und danach) passiert. Ich möchte das alles aber so gut es geht ausblenden. Nicht, weil es nicht interessant oder wichtig wäre, sondern weil andere besser darüber Bescheid wissen und es zuviel verlangt wäre, sich als Blogger in Österreich anzumaßen, ein adäquates Abbild der Situation zeichnen zu können.

Die bösen Vorzeichen, die ich meine, haben etwas mit Mario Balotelli und Cristiano Ronaldo zu tun. Typen wie diese beiden polarisieren vor allem deswegen, weil man ihnen trotz ihrer unerträglichen Zurschaustellung ihres unermesslichen Egos das fußballerische Können nicht absprechen kann und darf. Jedes Mal wieder freut man sich auf eine WM und ihre Stars, fragt sich, wer überraschen und wer enttäuschen wird; gelgentlich regt man sich dann auch so richtig über den einen oder anderen auf. Manchmal treffen Held und Bösewicht sogar in einem Spiel aufeinander, wie es letztes Mal im Spiel Ghana gegen Uruguay der Fall war. Im Mittelpunkt der Aufregung steht ja meistens auch weniger die fußballerische Leistung als moralische Qualitäten bzw. Mängel. Wir erinnern uns an Frank Rijkaard vs. Rudi Völler, an Materazzi vs. Zidane - Geschichten, die ihre Spiele überdauern, ja dramatisch übersteigen.

Charaktere wie Cristiano Ronaldo und Mario Balotelli sind die Wunschkandidaten für solche Aktionen. Wobei ich Ronaldo für moralisch integrer halte als Balotelli. Aber darum geht es ja bei den beiden weniger. Vielmehr geht es um den Pfauen-Effekt, das Posen, die am Feld gelebte Selbstverherrlichung. Ronaldo setzte sich selbst ein Denkmal in dieser Championsleague-Saison. Er tat dies aber nicht nur mit seinem Toren, sondern vor allem, indem er einen eigentlich unbedeutenden Elfer im Finale verwandelte und dann den Balotelli machte.

Kleines Suchbildrätsel a la "Wer hat's erfunden?"

Ein Ego vom Formate eines Balotelli kann sowas natürlich nicht auf sich sitzen lassen. Da aber gerade spielfrei ist, die Bühne des Weltfußballs also momentan nicht als Szene herhalten kann, hat sich Balotelli etwas anderes überlegt: Er ließ sich interviewen. Und zwar von ihm selbst. Hier das Ergebnis dieses skurillen Einfalls:


Das Schöne daran ist: Das ist alles nur ein Vorgeschmack auf die Pfauenauftritte, die uns in den kommenden Wochen erwarten! Und dass Balotelli und C. Ronaldo die Hauptakteure sein werden, ist nichtmal gesichert, ja sogar eher unwahrscheinlich. Denn die "üblichen Verdächtigen" schlagen selten zu, wenn Weltmeisterschaft gespielt wird. Wahrscheinlich weil sie zu sehr damit beschäftigt sind, ihre Leistung im Team zu bringen - jene nämlich, die von ihnen erwartet wird.

Wir dürfen uns schon auf sonderbare Begebenheiten mit diversen Pfauen freuen, die unsere Hassliebe wieder ausreizen werden. Hoffentlich kommt dabei der Fußball nicht zu kurz!