Samstag, 19. Juni 2010

Holprige Holländer, arme Australier, kämpfende Kameruner

Da fiel dem Eto‘o heute erst ein Stein vom Herzen, doch die Niederlage wiegt schwer: Kamerun ist draußen!


Holland ziert sich noch, Australien gibt sich immer noch sympathisch aber glücklos und Manfred Zsak macht uns Sorgen.


NED - JPN 1:0


Das war schon wieder sehr glanzlos, was Holland da heute nachmittag bot. In der ersten Hälfte waren die Japaner den Dänen vom letzten Spiel sehr ähnlich. Das war zäh wie roher Fisch und die Holländer bemühten sich so halb, den Fisch weich zu klopfen. Eine Situation, wie wir sie schon so oft gesehen haben bei dieser WM: Favorit mit planmäßigem Glanzfußball gegen Underdog im überstrengem Taktikkorsett. Da heißt es eigentlich immer nur, so lange Druck machen, bis irgendwas Zufälliges passiert, jemand einen Fehler macht. Gegentor darf man natürlich keines bekommen, deswegen gibt‘s auch keine totale Offensive mit allen Mitteln.

Während der ersten Halbzeit habe ich mir gedacht, es müsste im Fußball so ein Spielverhalten doch irgendwie bestrafbar sein. Etwa so: keinen Punkt für niemanden, falls das Spiel 0:0 ausgeht. Erst ab 1:1 bekommt jede Mannschaft einen Punkt. Würde das was ändern? Ich weiß es nicht. Im Tennis gibt‘s den Ausdruck „erratic play“. Da kann ein Spieler eine Geldstrafe bekommen, wenn sein Spiel allzu destruktiv angelegt ist. Das kommt natürlich höchst selten vor, weil die Spieler ohnehin gezwungen sind zu variieren und zu riskieren, weil sie sonst eben verlieren. Wegen Unattraktivität bestraft werden, klingt zwar irgendwie ein wenig absurd, aber solche Sachen kommen einem in den Sinn angesichts solcher Spiele.

Der große Ivica Osim meinte, es fehle hier häufig die Spontaneität und am Mut zum Risiko. Ja, das ist sicherlich richtig. Andererseits kann man ja schwächeren Mannschaften keinen Vorwurf machen, wenn sie gegen scheinbar übermächtige Gegner wenig riskieren. Es geht da um Spielphilosophien und da sind die Trainer gefragt. Wieviele verschiedene Philosophien hat man bei dieser WM bis jetzt gesehen? Ich schätze, ohne das jetzt genau analysieren zu wollen, dass es nur etwa 3-4 verschiedene waren (eine fünfte hat uns heute noch Kamerun gezeigt). Eine davon hat Chile ganz allein verfolgt. Noch was von Osim: Er bemerkt ganz richtig, dass viele Mannschaften nach einem Match stolz verkünden, sie wären gut gestanden. Fußball sei aber, so Osim, im Grunde Laufen und nicht Stehen. Das wiederum gilt jetzt sowohl für die defensiv ausgerichteten Mannschaften, die meist im offensiven Spielaufbau wenig bis gar keine Ideen haben. Es gilt aber auch für Mannschaften wie Spanien oder Holland, die bis jetzt großteils nur stehend kombinieren.

Zwischen erstem Tor und 72. Minute schien Holland eingeschlafen zu sein. Dann kam der großartige Elia für van der Vaart, Affelay für Sneijder und später Huntelaar für van Persie. Leider viel zu spät schien Holland wieder was bewegen zu können - allerdings in einer Phase des Spiels, in der ihre Hauptsorge der Verhinderung eines Gegentreffers galt. Dirk Kuyt war heute gar nicht da (wie Rooney gestern). Auch van Persie ödet mich schon ein bisschen an. Da wünsche ich mir nächstes Mal Huntelaar früher. Van Persie ist meines Erachtens kein Ersatz für van Nistelrooy, auch wenn man sagen muss, dass er heute einfach zu wenig Bälle bekommen hat. Huntelaar aber agiert weniger als stumpfer Köpper und Drescher, bewegt sich mehr. Und Bewegung tut jeder Mannschaft gut, wie wir wissen.


GHA - AUS 1:1

Die Australier sind die großen Pechvögel, zumindest sehen sie das selber so. Zweites Spiel, zweite rote Karte, nur diesmal war‘s wirklich knapp. Das Handspiel führte zu Ausschluss und Elfmeter, den Gyan sicher zum 1:1 verwandelte und die sympathischen Ghanaer wieder so sympathisch jubeln ließ. Im Duell der Sympathen ging‘s aber munter weiter, die Australier ließen sich auch in Unterzahl nicht verschüchtern. Leider klappte auch hier das mit der Chancenverwertung nicht so gut. Für Ghana geht‘s nächste Woche gegen Deutschland um den Aufstieg, das wird sicher eine sehr interessante Partie - für beide Seiten. Vielleicht schießt Ghana dann auch mal ein Tor aus dem Spiel?


CMR - DEN 1:2


Hochdramatisch ging es auch beim zweiten Spiel der Gruppe E zu. Kamerun gegen Dänemark war in der ersten Hälfte eine muntere Partie: Eine Mischung aus Harakiri und Hurra mit ein bisschen Hoppsassa und Tralala. Die Dänen waren gezwungen, offensiv zu spielen und deshalb sah das so ganz anders aus als noch gegen die Niederlande. So stand es nach 45 Minuten auch folgerichtig 1:1; Eto‘o traf endlich und Bendtner schloss einen herrlichen Angriff der Dänen ab.

Nach der Pause ging‘s mit Hurra und Hoppsassa weiter, allerdings nur mehr in eine Richtung. Kameruns Spiel erinnerte an die letzten 10 Minuten gegen Japan und man hatte das Gefühl, dass die offensive Übermacht der Afrikaner irgendwann zum Erfolg führen musste. Dänemark bekam noch ein paar gefährliche Chancen aus Kontern und eine davon nützten sie zum 2:1. Kamerun erhöhte den Druck, da eine Niederlage das vorzeitige Aus bedeutet hätte. Man merkte, die wollten spielen, waren extrem motiviert, leider fast ein bisschen zu viel. Die Abwehr wurde vollkommen aufgegeben und es wurde mit vier Stürmern gespielt, die sich leider hin und wieder gegenseitig auf die Füße traten. Dieses Alles-oder-Nichts ist zweifellos eine geile Einstellung, weil konsequent und spektakulär. Wenn es aber nicht zum gewünschten Erfolg führt, sieht das bald einmal tragisch aus. Noch verwunderter darüber, dass Kamerun letztlich doch kein Tor mehr machte, musste man aber darüber sein, dass die dänische Abwehr tatsächlich stand hielt.

Die Dänen waren heute vielleicht nicht so spektakulär wie Kamerun, aber wahrscheinlich einen Tick intelligenter. Schließlich hat sich Kamerun mehr oder weniger selber aufgestellt. Wenn man als Trainer den Forderungen der eigenen Spieler und der Medien nachgibt und die Mannschaft sich selbst aufstellen lässt, ist das eben ein bisschen suboptimal, zumindest aber fragwürdig. Am Kampfgeist hat es ihnen nicht gefehlt, der wäre aber auch mit ein bisschen mehr System da gewesen. Es gehört aber zur Dramatik des Spiels, dass ihnen genau das nicht aufgegangen ist. Uns hat das einen hervorragenden Fußballabend beschert und wir haben mit Kamerun mitgelitten. Das Team aber wird an diesem Spiel endgültig zerbrechen und man kann nur hoffen, dass diese Nationalmannschaft bald einen Trainer findet, der die Löwen auch zähmen kann und ihnen ein paar Kunststücke in Sachen System beibringt. Noch eine Bitte an die Herren Eto‘o und Co.: Macht mir im letzten Spiel keinen Holländer kaputt!

Denn die Niederlande ist als erstes Team jetzt fix im Achtelfinale, während Kamerun der erste Fixausscheider ist. Das bedeutet, dass wir auch im dritten Spiel der Holländer kein Schützenfest erleben werden. Dafür erwartet uns ein Gruppenfinale Dänemark gegen Japan, bei dem es um den Aufstieg geht. Wir wünschen uns die Dänen weiter, weil die Japaner eben zäh wie roher Fisch sind - und irgendwie lästig.


Kurz notiert

Roman Mählich möchte so gern ein Prohaska sein. Jedes Mal bei der Abmoderation schreit er nach dem „Gute Nacht“ des jeweiligen Moderators (heute war es Bernhard Stöhr) noch ein piepsiges „Wiedersehen!“ hinein, obwohl er nicht im Bild ist. Als dächte er: „Wenn ich das oft genug mache, bekomm ich vielleicht irgendwann auch noch eine eigene Kamera, so wie der Herbert.“ Dann könnte er mit seinem Schulbubengrinsen uns noch die Nacht verderben. Sicher nicht!

Manfred Zsak bekommt es einfach nicht auf die Reihe. Oder er hat die Lizenz zum Austrianisieren. Gestern sprach er schon von „Runi“ und „Krautsch“. Heute musste Sneijder dran glauben, der bei ihm zum schnörkellosen „Schneider“ wird. Aua!


Länger notiert


Ich wurde darauf aufmerksam gemacht, dass der Bumm-Zsak Mandi noch dazu unter latentem Rassismus zu leiden scheint. Er meinte sinngemäß nach dem gestrigen USA-Skandal, dass es eigentlich eine Frechheit sei, einen Mann aus Mali das Spiel pfeifen zu lassen, weil die dort ganz anderen Fußball spielen würden. Jetzt kann man sagen, da hat er vielleicht irgendwie Recht, aber andererseits handelt es sich hier um einen FIFA-Schiri. Und nur weil die Schweiz einen anderen Fußball spielt als Argentinien oder Brasilien, würde ein schweizer Schiedsrichter ein mögliches Finale BRA-ARG nicht pfeifen können? Verquere Argumentation.

Was dahinter steckt? Ich will es gar nicht wissen, vermute aber natürlich das Schlechteste. War es nicht auch Manfred Zsak, der beim Bundesliga-Spiel Salzburg gegen Austria (?), als das entscheidende Salzburg-Tor nicht gegeben wurde, weil fälschlicherweise auf Abseits entschieden wurde, was wiederum Salzburg um den vorzeitigen Titel gebracht hat, sinngemäß gesagt hat: „Naja, da hat der Linienrichter wohl den Tschoyi mit dem Afolabi verwechselt.“ (gefolgt von einem dümmlichen Grinsen) So quasi, da kann man dem nicht böse sein, weil wer wird schon den Unterschied merken, wo doch beide so schwarz sind? Wie gesagt, ein deutliches Statement gibt‘s natürlich nicht. Aber irgendwie seltsam sind Zsaks Aussagen schon. Wir müssen vermuten, dass es sich dabei um die Ausgeburten eines stumpfen Kickerhirns (geschult bei der Wiener Austria) handelt, die in so halb-tragbarer Weise an die Oberfläche treten, den Fernsehzuseher aber ein wenig verdutzt zurücklassen. Pfui, Mandi, Pfui!

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