Dienstag, 17. Juni 2014

Die Traurigkeit eines Großen

Ein wenig aussagekräftiges Auftaktspiel in Grupp G verrät mehr über Portugal als über Deutschland.

 

GER - POR 4:0


Portugal kann einem Leid tun. Diesmal hätte es klappen sollen, haben sich alle gesagt; allen voran Cristiano Ronaldo. Aber es hat nicht nur nicht geklappt, es ist eine Katastrophe: Denn man hat gegen eine wacklige deutsche Nationalmannschaft ein unwürdiges Spiel geliefert, dabei einen Weltstar demontiert, zwei Schlüsselspieler verloren und steht in der Gruppe G jetzt ganz schlecht da. Weil dieser portugiesischen Nationalmannschaft sowohl Ghana als auch die USA sehr gefährlich werden können. Das Selbstvertrauen, das ist erstmal dahin!

Es wundert mich nicht, dass Deutschland gegen Portugal gewonnen hat. Schließlich haben sie die Iberer auch die letzten Male geschlagen. Es wundert mich nur, wie hilf-, ideen- und lustlos die Portugiesen zu Werke gingen. Und das, obwohl Deutschland seine Probleme hatte, vor allem was Lahms neue Rolle im Mittelfeld und den Spielaufbau betrifft.
Portugal ist eine seltsame Mannschaft, die über einen hochklassigen Kader verfügt, den der beste oder zweitbeste Spieler der Welt schmückt. Die linke Seite mit Coentrao und C. Ronaldo gehört vielleicht überhaupt zum Besten auf Nationalteam-Ebene. Aber wie bei vielen Teams, zählen die Namen alleine wenig. Und wie sehr (oder wie wenig) ein Überstar in der Mannschaft hilft, hat man bereits an Argentinien gesehen: Das Spiel fällt auseinander, wenn der nicht liefert bzw. vom Gegner erfolgreich ausgeschalten wird. C. Ronaldo ist ein Großer, den man nicht mögen muss. Aber er ist immer wieder auch ein Trauriger - und Portugal ist eine traurige Mannschaft. Sie spielen, angesiedelt zwischen spanischen Flamenco und brasilianischer Samba, den Blues des talentierten Under-Achiever.

Die Deutschen müssen sich derweil nur wenige Fragen stellen. Auch dieses Mal ist man wieder nur mäßig ins Turnier gestartet. Dass es für einen 4:0 Erfolg über den Gruppen-Mitfavoriten gereicht hat, ist natürlich sehr angenehm. Gemessen an dem, was man von den anderen beiden Mannschaften in der Gruppe G gesehen hat, präsentierte sich Portugal bisher als schwächstes Team der Gruppe. Was aber nicht heißt, dass Deutschland gegen Ghana oder die USA Probleme bekommen wird. Im Gegenteil sind gerade diese Mannschaften ein hervorragender Test für die Deutschen, um sich im neuen System für die KO-Phase einzuspielen. Über Deutschland lässt sich momentan nicht viel mehr sagen, dafür gab das Portugal-Spiel zu wenig her. Und dass sie stark sind, wusste man vorher auch schon.

Es spricht für Jogi Löw und seine No-Striker-Philosophie, dass Thomas Müller schon nach dem ersten Match wieder Torschützenkönig-Kandidat ist, und Özil und Khedira ein bisschen mehr gezeigt haben, als von ihnen erwartet wurde. Offensiv funktioniert da einiges, und wenn Lahm sich in seiner neuen Rolle auch noch zurechtfindet, dann kann diese deutsche Mannschaft nur noch Italien aufhalten. Oder Brasilien. Oder Spanien. Oder Holland. Wir sind also so schlau als wie zuvor...


Mann des Matches:

Thomas Müller, das Stafraumungeheuer.

Buhmann des Matches:

Thomas Müller, der Aua-Aua-Schauspieler.

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