Montag, 16. Juni 2008

Literarische Aufstellung Österreich gg. Deutschland

16.06.2008

Wenn schon literarisch, dann richtig...

Liebe Freunde, die Aufstellung für das heutige Spiel der Spiele:

Beide Mannschaften haben sich bei den Aufstellungen auf ihre großen Spieler verlassen. Nicht die besten, aber die wichtigsten sind dabei, vielleicht sogar der eine oder andere richtige. Irritierend nur, dass die Altersunterschiede zwischen den Routiniers und den Rookies teilweise eklatant sind. Aber das macht das Spiel sicher interessanter.

Hier die Aufstellung für Österreich, das auf ein 3-5-2 setzt:

Tor:

Peter Handke: Nach dem Abstieg mit dem FC Kärnten hat der talentierte Keeper einen Vertrag bei Partisan Belgrad unterschrieben. Es lockten zwar auch Angebote von Manchester United und Real Madrid, letztlich aber entschied das Herz.
Handke hat ein flottes Händchen und zeigt große Sicherheit bei Flanken von rechts. Schwächen: Hat Angst beim Elfmeter und neigt zur Publikumsbeschimpfung.


Verteidigung:

Thomas Bernhard: Derzeit bei Rapid Wien unter Vertrag, Zukunft ungewiss, da er sich weigerte an der Meisterfeier am Heldenplatz teilzunehmen. Noch vor zwei Jahren als "Untergeher" tituliert, feierte er nach schwerer Lungenkrankheit ein großartiges Comeback und hat sich einen Fixplatz in der Nationalmannschaft erkämpft. Die Österreichische Hymne singt er nicht mit, weil er sie grauenhaft findet. Stärken: Kopfballstark und ein Abwehrchef, der dirigieren und führen kann. Schwächen: Zeigt oft Nerven bei Zweikämpfen; Fitnessprobleme.

Franz Innerhofer: Der morbide Innenverteidiger begann seine Karriere beim FC Bramberg und spielt momentan in der dritten Norwegischen Liga bei Hammerfest. Nach Norwegen zog es ihn wegen des Klimas und der Sonne, wie er selbst sagt. Stärken: Ein Gigant im Zweikampf; seine suizidale Kompromisslosigkeit ist gefürchtet. Schwächen: Auch er zeigt Nerven, und kann mit Niederlagen nur sehr schwer umgehen.

Elfriede Jelinek: Die einzige Frau (so gewiss ist es nicht) im österreichischen Team spielt momentan nirgendwo. Sie möchte sich dem patriarchalem Fußballfaschismus nicht unterordnen und trainiert nur zeitweise im eigenen Garten. Wurde aus ästhetischen Gründen einberufen und soll den Deutschen das fürchten lehren.


Mittelfeld:

Thomas Glavinic: Der vielseitige Flitzer von der Wiener Austria erfuhr erst in der Zeitung von seiner Einberufung: "Das bin doch ich!", dachte er und musste kurzfristig seinen Urlaub absagen, um am Turnier teilnehmen zu können. Stärken: Kennt die Gegner ganz genau, denn er hat jahrelang Fußball-Manager am PC gespielt. Schwächen: Oft wehleidig, Schwächen beim Abspiel.

Franz Kafka: Der Legionär von Sparta Prag glänzt mit galanter Unauffälligkeit. Er spielt mit viel Übersicht und Zurückhaltung, macht aber wenn es drauf ankommt eine Verwandlung durch und kann auch Offensivaufgaben übernehmen. Bei Freistößen macht er meist kurzen Prozess. Schwächen: Manchmal etwas zu fair; er neigt dazu, sich selbst beim Schiedsrichter anzuklagen und bittet schonmal um eine gelbe Karte für ihn selbst.

Robert Musil: Beim Fav.AC noch als der "Mann ohne Eigenschaften" verhöhnt, machte er sich diese Vielseitigkeit zunutze und mauserte sich zum überragenden Mittelfeldregisseur. Sein Wahlspruch ist: "Wenn es einen Wirklichkeitssinn gibt, muss es auch einen Möglichkeitssinn geben". Das heißt konkret: Wenn wir WIRKLICH 0:2 hinten liegen, ist es durchaus noch MÖGLICH, dass wir gewinnen. Sein Optimismus stärkt die Mannschaft, sein fast mathematisches Passspiel ist in Europa unerreicht. Schwächen: Verliert sich oft in endlosen Diskussionen mit Schiedsrichter, Gegnern und Mannschaftskollegen, und sein Dribbling ist eher fragmentarisch.

Daniel Kehlmann: Ein weiterer Youngster, und einer von den ganz klugen Köpfen. Mit einem unaufhaltsamen Zug nach vorne und tollen Zweikampfqualitäten ausgestattet, gelingt es Kehlmann immer wieder, Räume aufzumachen und mit klugen Pässen die gegnerische Abwehr zu überwinden. Seine Eckbälle sind die reinste Vermessung des Strafraums: jede Ecke sitzt. Schwächen: keine.

Arno Geiger: "Es geht uns gut" meinte Arno Geiger knapp auf die Frage der Reporter wie es den Spielern bei den Vorbereitungen auf das große Match gegen Deutschland gehe. Der wortkarge Flügelmann ist einer, der das Spiel des Gegners lesen kann, und blitzschnell auf sich ändernde Situationen reagiert. Sein schüchternes Auftreten führt allerdings immer wieder dazu, dass er von seinen Mitspielern schlichtweg vergessen wird. Privat allerdings versteht er sich mit dem rechten Außenmann Glavinic besonders gut, und mit gefinkelt gespielten Bällen versorgt die Doppel-G-Flügelzange Glavinic-Geiger den


Sturm:

Arthur Schnitzler: Der Routinier, der seinem Namen alle Ehre macht. Eigentlich ein gelernter Verteidiger (Austria Wien), wurde er wegen seiner vielen gelben und roten Karten einfach in den Sturm gestellt, wo er erst sein richtiges Talent entdeckte: Das Toreschießen. Trotzdem kommen auch hier seine brutalen Defensivqualitäten zum Tragen. Er ist eigentlich erster Verteidiger statt hängende Spitze, was leider immer noch oft zu bösen Fouls am Gegner führt.

Karl Kraus: Unser Kapitän ist vor dem Tor gnadenlos. Weil niemand ihn stoppen kann, seine Energie nicht erlischt, und ihn nichts umhaut, wird er auch gern "Die Fackel" genannt. In Deutschland unbeliebt, wird dies für ihn sicher ein emotionales Spiel, wird er doch von den bundesdeutschen Kollegen "Das Ferkel" geschimpft. Noch dazu befindet er sich in einer persönlichen Fehde mit einem deutschen Mittelfeldspieler, dessen Verpflichtung bei Paris St Germain damals für Kraus einen Platz auf der Ersatzbank bedeutete. Schwächen: Oft zu hitzköpfig.
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Deutschland setzt auf ein 4-3-3:


Tor:

Thomas Mann: Der Keeper vom FC Lübeck zeichnet sich durch große Stilsicherheit aus. Nach Saisonen in Italien (AS Morto a Venezia) und der Schweiz (ASC Davos, Grasshoppers Zürich), wo er sich den Spitznamen "Zauberzwerg" erarbeitete, hat Mann nun genug internationale Erfahrung gesammelt um bei der Euro zwischen den Pfosten zu stehen. Stark bei Ecken und Flanken, zeigt aber auf der Linie Unsicherheiten und wehrt oft mit den Fäusten ab. Deswegen wird er von Kritikern gerne "Dr. Faustus" gerufen.


Verteidigung

Heinrich Böll: Der erste der vier jungen Abwehrspieler. Den Medien gegenüber stets kritisch, ist ihm nicht viel zu entlocken. Ein braver Arbeiter mit viel Übersicht aber auch vielen Unsicherheiten (v.a. Abseitsfalle). Spielt am liebsten ganz links außen.

Botho Strauß: Rechter Außenverteidiger mit Hang zum subversiven Spielaufbau. Feierte Erfolge beim FC Bayern, stieg dann mit Köln ab, jetzt spielt er bei Hertha BSC Berlin. In Interviews ist für ihn jede Schiedsrichterentscheidung eine Farce. Strauß ist ungehorsam aber unverzichtbar für die deutsche Abwehr.

Martin Walser: "Das fliehende Pferd": Genau so unaufhaltsam wie ein solches ist Walser, wenn er zu einem Sturmlauf ansetzt. Diese Ausflüge aus der Verteidigung werden immer seltener, der gute ist doch auch schon alt und nicht mehr so fit. Zum FC Bregenz wechselte der alte Haudegen nur, weil es ihm am Bodensee so gut gefällt.

Günter Grass: Abwehrchef, Kapitän und moralisches Gewissen der Mannschaft. Hat seine ersten Erfahrungen in der Verteidigung als Flak-Helfer bei der Waffen-SS gesammelt. Nach einigen Hundejahren beim FC Danzig in der polnischen Liga, wechselte er endlich nach Deutschland, wo er derzeit bei Werder Bremen unter Vertrag steht.


Mittelfeld:

Georg Büchner: In Darmstadt begann seine Fußballkarriere, groß geworden ist er in Straßburg und Paris. Ein ungeheuer kreativer Spieler, ein Multitalent, das auf jeder Position eingesetzt werden kann. Diese EM wird allerdings seine letzte sein, danach möchte er als Hessischer Landbote in die Privatwirtschaft gehen.

Heinrich Heine: "Deutschland. Ein Wintermärchen", so der ursprüngliche Titel seiner autobiographischen Betrachtungen zur Heim-WM 2006. Dass es dann doch zum Sommermärchen wurde, nahm Heine dem Verleger zwar übel, das Buch wurde aber trotzdem ein Erfolg. Heine liegt im Clinch mit dem österreichischen Stürmer Kraus; es verspricht eine heiße Partie zu werden!

Bertolt Brecht: Koiner spielt foiner! Einer aus der ehemaligen DDR, den man auch als den "Dreigroschen-Bertl" kennt. Der Spitzname bezieht sich auf sein erstes Spielergehalt bei Augsburg. Macht viel Druck über links, kann aber nur selten ein Spiel durchspielen, da er starker Zigarrenraucher ist.


Angriff:

Friedrich Schiller: Der erste der 'großen Drei' des deutschen Sturms. Ein Klassiker und Idealist gleichermaßen: Klassisch im Spielaufbau, Idealist bei Freistößen (die immer gut gedacht sind, aber leider auch oft daneben gehen). Erlebte seine Ausbildung in England in der Shakespeare-Football-Academy und wird seit seiner Zeit beim FC Weimar auch "Der Räuber" genannt, weil er seinem Stürmerkollegen Goethe in einer Saison gleich drei Tore vom Stiefel stahl. Schwächen: Spontane Geistesabwesenheit.

Johann Wolfgang Goethe: Der Würger von Weimar, das Kopfballungeheuer von Eintracht Frankfurt, der Turm von Tauris: Auf seinem Weg machte er bei vielen Stationen halt, und überall verdiente er sich einen neuen Spitznamen. Der "Hackenfürst" erzielte von seinen letzten zehn Toren sechs mit der Hacke und die restlichen vier mit dem Kopf, was Trainer Friedrich Götz von Berlichingen zu der Feststellung veranlasste: "Der Goethe, der bringt keinen geraden Schuss zu stande". Weit gefehlt, denn auf seiner 8-jährigen Italien-Reise (Fiorentina, AS Roma, Juventus Turin und AC Milan) wurde er 6 mal Torschützenkönig. Eine unglaubliche Karriere, die klein anfing: Goethe wurde entdeckt, als er, im Frankfurter Stadion als Platz-Werther beschäftigt, in einer Trainingspause seine Schuss- und Dribblingqualitäten unter Beweis stellte.

Heinrich Kleist: Ein Patriot und Partisan. Er kämpft auch mit unfairen Mitteln für den Sieg, vor allem wenn es um die Franzosen geht. Gegen Österreich tue er sich schwer, so Kleist, denn die starke Abwehr rund um Innerhofer und Bernhard habe er schon im legendären WM-Endrunden-Spiel 1978 kennengelernt, das als "die Herrmannsschlacht" in die Fußballgeschichte einging. Sollte er sich dennoch durchsetzen können, ist er ein brandgefährlicher Stürmer, der vor nichts zurückschreckt. Achtung! Sehr sicherer Hexameter-Schütze! 


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