Mittwoch, 22. Juni 2016

Was wir jetzt brauchen

Wir brauchen Glück.
Man könnte sagen, wir hätten gegen Portugal schon unser ganzes Glück aufgebraucht. Man könnte aber auch sagen, dass es eher so war, dass Portugal viel Pech hatte und wir gar nicht so viel Glück gebraucht haben. Und unser Pech, das haben wir im ersten Spiel schon entsprechend gehabt. Es könnte also ein ganz normales Match werden, das wir mit ein bisschen Glück gewinnen können.
Erste Vorzeichen gibt es ja schon: Der Achtelfinalgegner wäre jetzt überraschenderweise Kroatien statt Spanien!

Wir brauchen Alaba.
Alabas größte Leistungen bringt er dann, wenn er nicht gut spielt. Erst dann schrillen nämlich bei den anderen 10 Österreichern die Alarmglocken und sie rufen ihre allerbeste Leistung ab. Das trifft vor allem auf Arnautovic zu. Der kann dann, wenn es sein muss, sogar hervorragend Defensivaufgaben lösen, wie gegen Portugal zu sehen war. Und wenn Alaba gut in Form ist, dann ist eh alles okay. Fehlt Alaba, weil er das Vertrauen von seinen 8 Millionen Teamchefs nicht mehr hat, dann verunsichert das den Rest der Mannschaft und sie traut sich gar nix mehr zu. Dann sind wir so weit wie wir vor 8 Jahren schon mal waren. Das wäre schade.

Wir brauchen Grant.
Das hoffnungsfrohe Österreich gibt es nicht. Hat es nie gegeben. Wir schöpfen unsere Zuversicht aus dem Grant gegen die anderen, gegen das große Ganze. Der Grant ist unser Rückzugsort, wenn es mal nicht so läuft - und es läuft in unseren Augen sehr oft "mal nicht so". Und aus dem Grant kann in Österreich Großes wachsen.
Wir können grantig sein, dass wir eine gute Quali gespielt haben und uns ausgerechnet jetzt die Luft ausgeht, nichts mehr so zusammengeht wie vorher, die Leistungsträger verletzt oder außer Form sind. Wir können grantig sein, weil wir das deutsche Frühstücksfernsehen aufdrehen und sehen, wie sich die Deutschen schon wieder wegen eines 1:0 gegen Nordirland abfeiern. Gründe haben wir genug - und der Grant gibt uns die Kraft!

Wir brauchen Besonnenheit.
Sollten wir heute verlieren, dann ist das schade, aber nicht das Ende der Welt. Vielleicht wird es sich so anfühlen, aber wenn wir uns ehrlich sind, haben wir es im Vorfeld mit dem Jubel schon ordentlich übertrieben. Aber bei uns gibt es nunmal nur den Juchiza und den Grant - tertium non datur, würde der Lateiner sagen: Ein Drittes gibt es nicht.
Sollten wir heute gewinnen, sind wir freilich auch gegen die hervorragenden Kroaten krasser Außenseiter. Und wenn wir dann im Achtelfinale ausscheiden, wär es trotzdem ein Erfolg gewesen. Dem würde zwar im Vorhinein jeder zustimmen, aber wenn es dann soweit ist, ist wieder "olles Oasch".
Nur wenn wir besonnen mit den Ergebnissen unserer Fußball-Nationalmannschaft umgehen lernen, werden wir auch in Zukunft Freude an diesem Sport haben.

Wir brauchen ein Tor.
Egal, was passiert. Wenn wir torlos aus dem Turnier ausscheiden, dann wäre das schon ein unwürdiger Abschied. Wir müssen scoren, müssen diesen Vastic-Elfer von 2008 endlich einen Kumpanen beiseite stellen, damit wir sagen können: Wir haben zumindest bei jeder EM-Teilnahme ein Tor geschossen. Der Vastic-Elfer braucht einen Alaba-Freistoß, einen Hinteregger-Gewaltschuss oder einen Arnautovic-Fersler, damit er sich nicht so alleine fühlt. Und wir brauchen das Tor, damit wir aufsteigen und zumindest für ganz kurze Zeit unser Grant verfliegt!

Österreichs bisher einziges Tor bei einer EM. Der Vastic-Elfer gegen Polen

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